Aktualisiert: 13. Feb.
Du hast eine Geschichte für Kinder geschrieben und fragst dich jetzt: "Könnte ich sie vielleicht veröffentlichen?"
Ich würde behaupten, dass die meisten KinderbuchKreativen – egal, ob du eine AutorIn oder IllustratorIn bist – als erstes daran denken, sich bei einen Verlag zu melden. Das hat – v.a. historisch betrachtet – gute Gründe. Viel wichtiger erscheint mir jedoch, seine Optionen zu kennen und eine passende zu wählen. Denn ich behaupte genauso, dass die meisten KinderbuchKreativen kein wirkliches Bild der Alternativen haben.
Deshalb werden in den nächsten Monaten dieses Thema immer wieder aufgreifen und aus unterschiedlichen Positionen beleuchten. Denn für uns ist am Wichtigsten, dass du den für dich richtigen Weg findest, und dass möglichst viele tolle Geschichten das Licht der Welt erblicken.
Deshalb starte ich gleich zu Beginn mit einer provokanten Frage:
Was braucht es, um veröffentlicht zu sein?
Die Veröffentlichung entspricht dem Zeitpunkt, an dem ein Werk der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.
Du brauchst demnach zwei Dinge:
ein Werk, ein Medium für Text und Bild (z.B. in Form eines gedruckten Buches)
einen (Vertriebs)Kanal (irgendwie muss dein Buch hinaus in die Welt)
Und eigentlich braucht es noch einen dritten Punkt: Wenn wir davon ausgehen, dass die "Öffentlichkeit" nicht nur deine Familie oder ein Verein ist, dann ist realistischerweise auch ein minimales Maß an Vermarktung nötig, damit eine ausreichende Zahl von Menschen überhaupt erst von deinem Buch erfahren
Gleich vorweg: Ich lege meinen Fokus immer auf das gedruckte Buch, da dies bei Kinderbüchern das gängige Format ist.
Für Bücher gibt es typischerweise zwei Veröffentlichungswege:
über einen Publikumsverlag
über SelfPublishing
Die Unterscheidung zwischen den beiden ist gar nicht so deutlich, wie man anfangs meinen möchte. Aber fangen wir doch erst einmal mit einem Blick in die Vergangenheit an.
1.) Die Verlagsveröffentlichung
Lange Zeit war die Veröffentlichung über einen Verlag die einzige Möglichkeit, das eigene Werk einer breiteren Masse zugänglich zu machen. Ganz einfach, weil die Herstellung eines gedruckten Buches mit hohen Kosten verbunden war und ist: dazu gehören z.B. das Lektorat und Korrektorat, die Kosten der Bebilderung (z.B. Illustrationen), der Buchsatz und die grafische Gestaltung des Umschlages, der Druck, die Logistik (beinhaltet u.a. Verpackung, Lagerung, Transport und Verteilung), das Bestell- und Abrechnungswesen oder die Bewerbung des Titels.
Das Wort "Verlag" leitet sich aus dem Wort "vorlegen" ab – d.h. die ursprüngliche Funktion des Verlages war jene der Vorfinanzierung.
Aus dieser Perspektive betrachtet, wird klar, dass ein Verlag wirtschaftlich agiert und erwartet, das ausgegebene Geld wieder hereinzuverdienen und letztlich einen Gewinn mit den verlegten Büchern zu erzielen.
Deshalb wird es das Ziel jedes Verlages sein, die für sein Unternehmen lukrativsten Titel auszuwählen – welche das sind, variiert nach der Finanzstärke und Positionierung des Verlages. Das ist der Grund, weshalb ein Verlag nicht einfach jedes ihm angebotene Manuskript veröffentlicht, sondern man sich als AutorIn bewerben muss.
Deine erste Option zur Veröffentlichung ist also bei einem Verlag unter Vertrag zu kommen.
Daraus ergeben sich im Normalfall folgende Konsequenzen:
Du räumst dem Verlag das Recht ein, deine Geschichte in einem bestimmten zeitlichen und räumlichen Ausmaß zu verwerten (das bedeutet in der Regel, dass du selbst dann innerhalb dessen kein Recht mehr dazu hast).
Du erhältst Tantiemen als Bezahlung für deine kreative Leistung (eine %-Beteiligung am Umsatz, der mit deinem Titel erzielt wird).
Du arbeitest mit Profis zusammen, deren Job es ist, Bücher herauszubringen (dies variiert natürlich nach der Größe und Professionalität des Verlages).
Du unterstützt den Verlag ggf. bei der Vermarktung deines Buches (z.B. durch Lesungen).
Du hast nur in einem geringen Ausmaß die Kontrolle – z.B. über die Gestaltung des Titels, das Ausmaß der Vermarktung durch den Verlag und die weitere Verwertung.
Der Vorteil ist, dass du deinen Fokus auf das Schreiben legen kannst.
An dieser Stelle sei auch erwähnt, dass das Angebot an Manuskripten die Nachfrage durch Verlage übersteigt, du dich demnach ggf. gegen eine große Anzahl an Mitbewerbern durchsetzen musst.
Es gibt zahlreiche Gründe, weshalb ein Manuskript von Verlagen abgelehnt wird: z.B. passt es nicht ins geplante Programm oder zur Positionierung des Verlages, der Verlag setzt ev. lieber auf erfahrenen AutorInnen, es trifft den persönlichen Geschmack der Lektorin nicht, der Markt ist für das Thema zu klein (zu geringer erwarteter Umsatz), das Thema ist bereits ausgereizt oder (noch) nicht interessant u.v.m.
Was ich damit sagen möchte: Es liegt unter Umständen gar nicht an der Qualität deiner Geschichte!
Bei einem Verlag zu publizieren ist für viele immer noch Image-trächtiger als ein Buch im SelfPublishing herauszubringen, da davon ausgegangen wird, dass es einem gewissen Qualitätsanspruch genügen muss. Manche sagen sogar, dass man nur dann eine ernstzunehmende AutorIn ist, wenn man bei einem Verlag veröffentlicht hat.
Es wird dich an dieser Stelle vielleicht überraschen zu hören, dass ich dir empfehlen würde, weder die eine Gruppe noch die anderen jeweils in eine Schublade zu stecken. Jeder kann einen Verlag gründen – das Gewerbe alleine ist noch kein Garant für Qualität (das schließt mich und meinen Verlag übrigens mit ein)! Genauso gibt es unter den SelfPublishern solche und solche.
Und deshalb finden sich auch bekannte Namen unter den historischen Beispielen für SelbstverlegerInnen: Goethe, Mark Twain oder Beatrix Potter waren (teilweise) SelfPublisher. Zu ihrer Zeit musste man wohlhabend sein oder entsprechende Gönner haben, um die Kosten für die eigenen Bücher zu decken. Kinderbücher wie Huckleberry Finn und Peter Rabbit waren ursprünglich Eigenverlagserzeugnisse!
Das bringt uns zum zweiten wesentlichen Veröffentlichungsweg:
2.) Das SelfPublishing
Das bedeutet wort-wörtlich SelbstVerlag und impliziert damit, dass du nicht bei einem Fremdverlag veröffentlichst.
Das Verwirrende: Das ist bei vielen SelfPublisherInnen tatsächlich der Fall! Aber eines nach dem anderen...
Beginnen wir mit dem "echten" SelfPublishing, also der Veröffentlichung ohne Fremdverlag.
Du kannst hier entweder ein Gewerbe anmelden und einen eigenen Verlag gründen oder du veröffentlichst einfach komplett ohne Verlag – z.B. wenn du ein PDF erstellst und zum Download auf deiner Website anbietest oder ein Buch drucken lässt und in auf einer Messe verkaufst.
Bei dieser zweiten Option genießt du alle Vor- und Nachteile des SelfPublishing:
Du hast die volle Kontrolle und Freiheit in puncto Timing, Ausführung, Preis, Menge, Distribution, Vermarktung, Verwertung usw.
Du behältst alle Rechte bei dir.
Der gesamte Umsatz bleibt bei dir, abzüglich möglicher Rabatte, die du Distributoren oder Händlern einräumst.
Du bist für die Konzeption, Herstellung, Vermarktung und den Vertrieb deiner Bücher zuständig (was aber nicht bedeutet, dass du alles alleine machen musst).
Du trägst alle damit verbundenen Kosten.
Du trägst die Verantwortung.
Ob die Publikation aus einem Verlag stammt, erkennst du übrigens daran, ob sie einen ISBN hat (daraus wird der Strichcode erstellt). Die Internationale Standard-Buch-Nummer dient der eindeutigen Identifikation eines Titels. Diese Nummer ist Voraussetzung für den Vertrieb im Buchhandel.
Oder anders gesagt: Beziehst du die ISBN nicht selbst direkt bei der ISBN-Agentur, sondern von einem Dienstleister, so übernimmt dieser formell die Funktion eines Verlages. Dies ist bei zahlreichen SelfPublishing-Dienstleistern der Fall. Hierzu zählen z.B. Books-on-Demand (BoD), Tredition, epubli, tolino Media, MyMorawa, Nova MD u. A.
Was uns zum erweiterten bzw. umgangssprachlichen Verständnis von SelfPublishing führt.
Hier würde ich als Charakteristikum sehen, dass AutorInnen darüber entscheiden, wann sie welches Buch in welcher Ausführung veröffentlichen und vertreiben wollen. Dazu nutzen sie Dienstleister, die ihnen die Plattform und Services dazu bieten. Zu den Services können z.B. der Druck in Print-on-Demand (stückweise bei Bestellung durch den Kunden, anders als beim Auflagendruck) oder Konvertierung in ein eBook, die logistische Anbindung an Großhändler und Händler, Lektorat, Grafik oder Bewerbung zählen.
Bei dieser hybriden Option vermischen sich die Vor- und Nachteile entsprechend:
Du hast die volle Kontrolle und Freiheit in puncto Timing, Art der Veröffentlichung und Vermarktung; Abstriche musst du bei der Ausführung und dem Preis machen, hier gibt es bei den Dienstleistern Einschränkungen.
Du schließt tatsächlich einen AutorInnenvertrag mit dem Dienstleister ab und dabei gehen potenziell einige deiner Verwertungsrechte an diese über; auch gibt es bei fast allen eine Mindestbindungsdauer.
Du erhältst einen Umsatzanteil, jedoch ist dieser geringer als beim reinen SelfPublishing, das der Anteil des Dienstleistern abgezogen wird; im Normalfall ist dieser aber höher als die Tantiemen, die du bei einem Verlag erhalten würdest.
Du bist auch hier für die Konzeption, Herstellung, Vermarktung und den Vertrieb deiner Bücher zuständig und trägst alle damit verbundenen Kosten.
Viele Dienstleister bieten ihren KundInnen Beratung an oder heben ihre besten AutorInnen in ihrer Kommunikation hervor, das bietet Potenzial für eine größere Reichweite.
Übrigens ist KDP (Kindle Direct Publishing) zu diesen Dienstleistern nicht hinzuzählen. Amazon fungiert hier als Distributor und bietet ggf. auch Print-on-Demand an, er fungiert aber nicht als Verlag.
Du wirst dich jetzt vielleicht fragen:
"Und was ist jetzt der richtige Weg für mich?"
Nun, natürlich hängt das auch davon ab, was für ein Typ du bist, welche finanziellen Mittel du zur Verfügung hast, was du dir zutraust, ob du bereits einen oder mehrere Titel veröffentlicht hast, welches Ausmaß an Kontrolle dir wichtig ist usw.
Abgesehen davon kann es sein, dass manchmal die eine Art und manchmal eine andere Art der Veröffentlichung besser passt.
Stehst du ganz am Anfang und möchtest ins SelfPublishing hinein schnuppern, kann es sinnvoll sein, die Angebote von Dienstleistern in Anspruch zu nehmen. Bleibst du beim SelfPublishing, so wirst du irgendwann dein Ergebnis verbessern wollen und ev. eigene Strukturen aufbauen und einen Verlag gründen. Oder aber du bewirbst dich erst später mit einem "bewährten Produkt" bei Agenturen und Verlagen, um die Masse zu erreichen.
Ein letzter Gedankenanstoß zum Schluss:
Vielleicht möchtest du ja den Spieß auch umdrehen und dich zuerst fragen, welche Veröffentlichungsweg dir als Person entspricht – und dann überlegen, welche Art von Geschichten du konzipieren müsstest, um auf diesem Weg Erfolg zu haben?
Achtung vor Druckkosten-Zuschuss-Verlagen!
Der Vollständigkeit halber – und als Wort der Warnung – möchte ich auch die Druckkosten-Zuschuss-Verlage erwähnen. Das problematische an ihnen ist nicht ihr Geschäftsmodell per se (nämlich, dass die veröffentlichten Bücher durch die AutorInnen finanziert werden, was ja dem Konzept mancher SelfPublishing-Dienstleister sehr ähnlich ist), sondern, dass sie den Eindruck erwecken möchten, klassische Publikumsverlage zu sein, jedoch dessen Leistungen nicht oder nur teilweise erbringen. Dahinter steckt eine Absicht zur Täuschung – und das ist das große Problem! Auch verlangen manche dieser Unternehmen sogar mehr Geld von den AutorInnen, als wenn diese im SelfPublishing alle diese Leistungen beauftragt hätten. Am Ende des Beitrag findest du hierzu noch zwei weiterführende Links.
Wenn du mehr über die jeweiligen Veröffentlichungswege erfahren möchtest, dann lege ich dir ans Herz, Mitglied in der KinderbuchManufaktur zu werden. Wir laden regelmäßig AutorInnen als Vortragende ein, die über ihre Erfahrungen sprechen. Auch kannst du dich dann in unserer FacebookGruppe austauschen und deine Fragen stellen.
Zum Thema SelfPublishing biete ich ab Mai 2022 wieder meinen Kurs "KinderbuchTraum" an. Um mehr zu erfahren, kannst du dich gerne auf die unverbindliche Warteliste setzen.
Weiterführende Infos:
Diesen Beitrag kannst du auch als Podcast-Folge anhören (#34).
Aktualisiert: 13. Feb.
In den letzten Jahren habe ich viele Selfpublishing-Titel in Händen gehalten. Dabei ist mir aufgefallen, dass die AutorInnen dieser Werke zum Teil ganz unterschiedliche Typen sind und ebenso unterschiedliche Ziele mit ihren Veröffentlichungen verfolgen.
Daraufhin habe ich mich der Herausforderung gestellt, die Gesamtheit der Selfpublisher für Kinderbücher in Gruppen zu unterteilen – und heute heute starte ich diesen Versuch und stelle mir die Frage, ob wir daraus etwas mitnehmen können.
Diesen Beitrag kannst du dir übrigens auch als Podcast anhören (Folge #29).
Das Ergebnis: 5 Typen von SelbstverlegerInnen
Ich muss zugeben, dieses Experiment war recht spannend!
Denn sobald man sich von Kategorien wie Genre, Alter der LeserInnen oder Veröffentlichungsweg trennt, bietet sich einem komplette Freiheit, die heterogene Gruppe der SelfPublisherInnen zu ordnen.
Ziemlich schnell hatten sich vier Gruppen herauskristallisiert, die ich klar nach einer gewissen Logik – nämlich der Motivation, die sie zu ihrer Veröffentlichung führte – differenzieren konnte. Und doch ließ mich eine fünfte Gruppe nicht komplett los, ich wollte sie nicht außer Acht lassen, deshalb habe ich sie als "Extra" hinzugefügt.
👉🏻 Hinterlasse hier gerne ein Kommentar und lass mich wissen, wie du diese Unterteilung findest oder ob dir andere Typen einfallen, die hier nicht abgedeckt sind!
Natürlich hat meine Kategorisierung keinen Anspruch auf Vollständigkeit und basiert nicht auf Daten, sondern rein auf meinen persönlichen Erfahrungen und Einschätzungen.
Hier kommen sie, meine 5 Typen von SelfPublishern:
1) Die KünstlerInnen
Sie haben eine Idee oder Geschichte im Kopf, die sie einfach in die Welt hinaustragen möchten. Wie KünstlerInnen in anderen Schaffensbereichen leben sie in erster Linie ihre Kreativität aus – und bieten das Ergebnis anschließend zum Kauf an.
Ich denke, dass sehr viele SelfPublisherInnen in diese Gruppe fallen. Typischerweise sind hier viele AnfängerInnen oder Hobby-AutorInnen zu finden, die in diesem Weg auch ein Abenteuer sehen oder Spaß daran haben, alle Aspekte ihres Buches selbst zu gestalten (Text, Bild, Layout).
Jedoch kann man diesem Typus auch jene AutorInnen zuordnen, die eine starke Vision von ihrem Werk haben, an den Erfolg glauben und daran festhalten.
Wie erfolgreich man mit der eigenen Geschichte letztlich wird, ist hier sicherlich sehr stark vom Marketing bzw. der Bereitschaft zur Vermarktung abhängig.
Beispiel für eine KünstlerIn:
Viele SelfPublisher fallen in diese Gruppe. Und doch lässt sich diese Gruppe wahrscheinlich am besten durch eine bekannte Verlagsautorin illustrieren:
Denn, wenn J.K.Rowling eine SelfPublisherin wäre, dann würde sie meiner Meinung nach in diese Gruppe fallen. Sie schrieb Harry Potter in einer Zeit, in der Fantasy nicht gefragt war, hielt aber an ihrer Idee fest und kämpfte für sie. Hätte sie damals die Option des SelfPublishing in der gleichen Form wie heute gehabt, wäre sie vielleicht diesen Weg gegangen?!
2) Die Bedarfsorientierten
Diesem Typus ordne ich AutorInnen zu, deren Titel bestimmte Themen aufgreifen, wofür offenbar gerade ein Bedarf besteht bzw. AutorInnen, die sich an Marktbedürfnissen und Marktlücken orientieren. Das schließt nicht aus, dass sie zum gewählten Thema keinen emotionalen Zugang haben. Der Antrieb für eine Veröffentlichung besteht bei dieser Gruppe jedoch klar darin, dass sie daran glauben oder vielleicht sogar wissen, dass es einen konkreten Bedarf am Markt gibt.
Aus der Natur der Sache werden hier eher Titel mit Sachthemen oder einem zu bestimmten Werten bzw. Inhalten (z.B. Gleichberechtigung, Umgang mit Krankheit oder Tod, spezielle Bedürfnisse) veröffentlicht. AutorInnen von allgemeiner Unterhaltungsliteratur fallen seltener in diese Gruppe.
Dieser Typus ist von Anfang an direkt an seiner Zielgruppe dran und sucht den Kontakt zu seiner Community, um den identifizierten Bedarf möglichst passgenau abdecken zu können.
Beispiele für Bedarfsorientierte:
Tatsächlich ist E.L. James, die Autorin von "50 Shades of Grey", ein perfektes Beispiel für diese Gruppe, denn sie schrieb ihre selbstveröffentlichten Geschichten quasi Hand in Hand mit ihren Fans und verfasste damit das erfolgreichste Buch der 2010er Jahre in den USA.
Im Bereich Kinderbücher würde ich z.B. Susanne Bohne als Beispiel nennen. Mit ihren "Wilma Wochenwurm" Lern-, Mitmach- und Bastelbüchern für Kleinkinder und Vorschüler legt sie ihren Fokus ganz eindeutig auf dem Bedarf der Eltern an praktischen, süssen und kostengünstigen Lernmaterialien.
Auch PädagogInnen sind in dieser Gruppe sicherlich öfter zu finden.
Nicht zuletzt würde ich mich selbst bei diesem Typus einordnen, da ich den Bedarf für mehr Kinderliteratur zu österreichischer Geschichte und auch das Absatzpotenzial in Museen sah und meine Reihe "Julie geht ins Museum" darauf ausrichtete.
3) Die kreativen Profis
Zu dieser Gruppe gehören all jene, die beruflich eine kreative Tätigkeit oder Branche gewählt haben, also auch einen professionellen Anspruch an ihr Ergebnis haben.
Üblicherweise dient eine Buchveröffentlichung hier der Erweiterung des beruflichen Portfolios oder aber der kreativen Diversifizierung.
Hier fallen typischerweise IllustratorInnen, GrafikerInnen, JournalistInnen oder LektorInnen hinein, aber auch beispielsweise MusikerInnen, die auch Kinder als ZuhörerInnen haben.
Beispiele für Kreative Profis:
Tatsächlich kenne ich einige Vertreter dieser Gruppe, die auch ganz tolle Arbeit leisten! Beispielsweise der Illustrator Wolfgang Hartl und die Fotografin Marlies Kirchler, die die Welt von Asagan erschaffen haben, oder die Musikerin Enna Miau, die ursprünglich nur ein CD-Booklet entwerfen wollte und 2021 mit ihrer Reihe rund um die "Biene Millie" für den Selfpublishing-Buchpreis nominiert war. Auch die IllustratorInnen Franziska Frey und Kristin Franke zähle ich zu diesem Typus, wobei letztere unter der Marke "tinyfoxes" nicht nur Kinderbücher, sondern auch Spiele und Accessoires verkauft.
Auch die Journalistin Jasmin Zipperling, deren "Himmeldonnerglöckchen" den Lovelybooks Leserpreis 2019 gewann, würde ich diesem Typus zuordnen.
4) Die ExpertInnen
Zu diesem Typus gehören AutorInnen, die in ihrem Thema ExpertInnen sind bzw. einen Beruf in jenem Themenbereich ausüben, in dem sie auch veröffentlichen. Irgendwann ergibt sich die Idee zu ihrem Thema auch ein Kinderbuch zu verfassen.
Typischerweise bringen ExpertInnen – wie z.B. ÄrztInnen, WissenschafterInnen, ReiseleiterInnen oder ErnährungsberaterInnen – nicht sehr viele Titel heraus, setzen aber diese wenigen professionell um, da diese auch als Marketing-Instrument gesehen werden.
Beispiele für ExpertInnen:
Linda Liukas' Titel "Hello Ruby" wurde zu einem internationalen Bestseller rund um das Thema Programmierung.
Daniela Gau, Kommunikations- und Lerntrainerin und Beraterin im Bildungsbereich, veröffentlichte unter Berücksichtigung pädagogischer Ansätze das Booklet "Der Kleine Muthelfer".
Der Autor Franz-Joseph Huainigg, der fast 20 Jahre Abgeordneter im Österreichischen Parlament war, erklärt Kindern in seinem Sachbuch "Wer macht die Gesetze" politische Abläufe.
5) Sondergruppe: Die VerlegerInnen
Dieser letzte Typus stellt eventuell eher eine Weiterentwicklung der SelfPublisher dar als einen eigenen Typus. Und zwar werden sie dann Teil dieser Gruppe, wenn sie beschließen, nicht nur ihre eigenen Titel, sondern auch jene von FremdautorInnen zu verlegen, also einen eigenen Verlag gründen.
Dahinter steht m.M.n. der Wunsch, generell mehr Angebot rund um ein bestimmtes Thema zu schaffen (mehr als sie persönlich verfassen können) bzw. einfach mehr wertvolle Kinderbücher auf den Markt zu bringen.
Diese Gruppe bringt logischerweise einen hohen Anspruch an Professionalität mit und entwickelt auch seine (logistischen) Prozesse dementsprechend weiter.
Beispiele für VerlegerInnen:
Steffi Bieber-Geske war im Juni 2021 als Mentorin bei uns in der KinderbuchManufaktur zu Gast. Sie hat vor über 10 Jahren den "Biber & Butzemann Verlag" gegründet, der auf Geschichten mit regionalem Bezug spezialisiert ist.
Auch meine Kollegin, Kristin Loras, startete als Selbstverlegerin und veröffentlicht in ihrem Verlag "wortweit" heute Geschichten anderen österreichischer AutorInnen.
Mein Fazit: Was können wir daraus lernen?
Du merkst sicher schon, dass diese Typen einander nicht unbedingt ausschließen bzw. kann man sich auch von einer Gruppe zur nächsten weiterentwickeln.
Ich selbst ordne mich sowohl der Gruppe der Bedarfsorientierten, als auch der VerlegerInnen zu. Spannend ist z.B. auch die Kombination bei Carolin Pohlenz: Sie arbeitet als Illustratorin, hat aber Umweltmanagement studiert und gibt ihr Wissen dazu u.A. in ihrer Reihe "Frieda Feldhamster" an Kinder weiter.
Nun wirst du dich jetzt vielleicht fragen, inwiefern meine Erkenntnisse für dich nützlich sein können. Nun, ich denke, es macht immer Sinn, zu reflektieren, was einen persönlich antreibt. Meine Gruppen unterscheiden sich ja in erster Linie hinsichtlich ihres Veröffentlichungsmotivs und ihrer Ziele.
Sicherlich sollte der Typus eine Auswirkung darauf haben, mit welchem Anspruch an Professionalität man die eigenen Titel umsetzt.
Aber vielleicht gibt dir meine Differenzierung auch einfach nur etwas mehr Klarheit, was deine eigenen Ziele und Motive angeht. Das hilft dir vielleicht wiederum dabei, Prioritäten zu setzen, weniger Selbstzweifel zu haben oder aber an deinen eigenen Weg zu glauben.
Aktualisiert: 21. Nov. 2023
Manchmal ist das Leben schon verrückt. Ich hätte nie gedacht, dass ich, ein Mädchen, das in einem 800 Seelen-Örtchen Thüringens aufgewachsen ist, einmal öffentlich über meine Erfahrungen im “Land der unbegrenzten Möglichkeiten” berichte. Und doch sitze ich hier und schreibe einen Blogbeitrag darüber, wie ich in den USA vier Bücher im Selfpublishing herausgebracht habe. Und das war eine aufregende Reise …
Irgendwann saß ich da also so mit meinem ersten fertigen Manuskript und dachte: “Und jetzt? Wie kann ich das jetzt hier unter die Leute bringen?“ Schnell war mir klar: Ich mach das im Selfpublishing!
Der Selfpublishing-Markt dort ist – wie so vieles in den USA – riesig. Es gibt sehr viele gute Selfpublisher, die einen großen Erfolg haben. Allen ist eines gemein: Sie haben großartige Bücher und sind permanent dabei, ihre Bücher zu vermarkten. Denn das muss man tun, um in der großen Flut neuer Bücher, die ständig auf den Markt schwappen, gesehen zu werden. Aber wie kommt man zu dem Punkt, ein vermarktungsfähiges Buch zu haben?
Vor der Veröffentlichung
Der erste Schritt unterscheidet sich nicht von der Veröffentlichung auf dem deutschen Markt. Ich habe mir Feedback von Testlesern eingeholt und das Buch lektorieren und illustrieren lassen. Meine Lektorin und meine Illustratorin habe ich in einer Selfpublishing-Gruppe auf Facebook gefunden. Überhaupt sind Facebook-Gruppen eine großartige Möglichkeit, aus den Erfahrungen anderer zu lernen, Feedback zu bekommen, ein Netzwerk aufzubauen und Lektoren, Illustratoren, Layouter etc. zu finden.
Brauche ich eine ISBN?
Je nachdem, für welchen Weg beim Drucken man sich entscheidet, benötigt man eine eigene ISBN-Nummer. Entscheidet man sich zum Beispiel, sein Buch nur über Print on Demand auf Amazon zu veröffentlichen, braucht man diese nicht unbedingt. Man kann stattdessen auf die von dieser Plattform vergebene kostenlose Nummer zurückgreifen, ist dann aber mit seinem Buch auch an die Plattform gebunden. Ich habe mich dafür entschieden, meine eigenen ISBN’s zu kaufen. Das macht man in den USA bei Bowker, dazu benötigt man allerdings einen amerikanischen Wohnsitz. Wenn man das aus Deutschland heraus macht, ist meines Erachtens nach wohl der ISBN Shop die richtige Anlaufstelle.
Was ist mit dem Copyright?
Über die Notwendigkeit kann ich hier leider keine verbindliche Empfehlung aussprechen, da ich keine Fachfrau für Copyright bin. Man kann sein Werk allerdings für kleines Geld bei der U.S. Copyright Office registrieren lassen.
Library of Congress Number (LCCN)
Die LCCN ist eine wichtige Nummer, die sehr oft in der Copyright-Information eines Buches zu finden ist. Die Library of Congress ist gleichzusetzen mit der deutschen Nationalbibliothek und es schadet also definitiv nicht, dort eine der kostenlosen Nummern anzufordern. Bibliotheken aus ganz USA nutzen dieses System, um die richtige Kategorie für ein Buch zu finden.
Buchdesign und Formatierung
Ich habe bei meinen Hardcovern den Preis auf der Rückseite beim Barcode (EAN) angegeben. Das muss man nicht tun, aber dadurch wird es wahrscheinlicher, dass Buchhandlungen das Buch in ihr Sortiment aufnehmen, da es schon ausgepreist ist.
In den USA gibt es keine Buchpreisbindung, man ist also frei, jederzeit Rabattaktionen zu machen oder den Preis bei unterschiedlichen Plattformen anzupassen.
Für die Erstellung der Druckdateien haben alle Print on Demand Drucker spezielle Richtlinien, die genaue Spezifikationen für Cover und Innenteil festlegen. Wenn man die Formatierung nicht selbst kann (so wie ich) findet man zum Beispiel über Onlineplattformen wie Fiverr preiswerte Unterstützung.
Spezielle Dinge, die nur vor Veröffentlichung gehen
Um sich im Meer der eigenveröffentlichten englischsprachigen Bücher zu behaupten, sollte man sein Buch mit sogenannten Editorial Reviews ausstatten. Viele Anbieter schreiben diese auch noch nach Veröffentlichung, bei manchen ist es jedoch Voraussetzung, dass das Buch noch nicht veröffentlich wurde. Deshalb sei dies der Vollständigkeit halber hier erwähnt. Der benötigte Zeitrahmen vor Veröffentlichung beträgt je nach Anbieter bis zu sechs Monaten. Beispiele für solche Anbieter, die nur mit einem Vorab-Exemplar arbeiten, sind die New York Times, Publishers Weekly, Library Journal Book Review und Booklist (American Library Association). Bei allen gibt es allerdings keine Garantie für ein Review.
Die Veröffentlichung
Wo veröffentliche ich was?
Um zu entscheiden, über welchen Kanal man am besten veröffentlicht, sollte man sich vorher seiner Ziele bewusst sein. Mein Ziel war es, möglichst viele Leser im englischsprachigen Raum zu erreichen und meine Bücher in amerikanischen Buchhandlungen und Bibliotheken unterzubringen.
Meine Taschenbuchausgabe (Softcover) habe ich über den Amazon Print on Demand Anbieter KDP veröffentlicht. Hier kann man auf den unterschiedlichen Marktplätzen auch unterschiedliche Preise festlegen (man benötigt hier KEINEN Barcode und Preis auf der Rückseite).
Die gebundene Ausgabe (Hardcover) habe ich über IngramSpark veröffentlicht, das ist ein Print on Demand Dienstleister, der gleichzeitig die Distribution an alle großen Ketten wie Amazon (Hardcover), Barnes&Noble, Walmart, Target usw. übernimmt.
Um sich breiter aufzustellen und mehr Optionen im Marketing zu haben, kann es Sinn machen, ein E-Book über KDP und ein Audiobook zum Beispiel über Findawayvoices zu veröffentlichen. Das sind aber alles keine zwingenden Dinge und man kann diese durchaus noch zu einem späteren Zeitpunkt nachholen.
Nach der Veröffentlichung – die Vermarktung
Editorial Reviews (Rezensionen)
Wie schon im vorhergehenden Abschnitt erwähnt, kann es großen Sinn machen, sogenannte "Editorial Reviews" (Rezensionen) für sein Buch einzuholen. Zitate daraus kann man dann zum Beispiel in die Buchbeschreibung auf Onlineverkaufsplattformen stellen oder auf der eigenen Webseite erwähnen. Beispiele solcher Anbieter sind Indies Today, Reedsy Discovery und Readers‘ Favorite, bei den meisten muss man für das Review aber etwas bezahlen.
Das E-Book als Marketingtool
Ein E-Book ist meiner Meinung nach eine fantastische Möglichkeit, Leser auf ein Buch aufmerksam zu machen und zusätzliche Kundenbewertungen zu bekommen. Wie funktioniert das?
Da ich mein E-Book über KDP veröffentliche, habe ich die Möglichkeit, dieses für fünf Tage pro Quartal kostenfrei anzubieten. Im Gegenzug verpflichte ich mich allerdings, das E-Book für diese Zeit exklusiv über diese Plattform anzubieten (KDP Select). Diese freien Tagen gilt es nun zu promoten. Es gibt Anbieter wie zum Beispiel Fuzzy Liberian, die ihre Leser in ihrem Newsletter über freie E-Books informieren. Ich habe mich zusätzlich noch bei BookBub um einen Promo-Deal beworben.
Freie E-Book Tage kann man auch immer super in Kooperationen mit anderen Autoren bewerben, deshalb ist ein gutes Netzwerk so enorm wichtig. Eine gleichzeitige Werbung auf verschiedenen Social Media Profilen erweitert die Reichweite enorm.
Weitere Marketingmöglichkeiten aus der Ferne
Virtuelle Schulbesuche, also Onlinelesungen und Diskussionen via Zoom, sind eine großartige Möglichkeit, sein Buch bekannt zu machen und dabei viel Spaß zu haben.
Weiterhin sollte man sein Autorennetzwerk gut hegen und pflegen, oft ergibt es sich, dass lokale Autoren bereit sind, Bücher befreundeter Autoren bei Messen und anderen Veranstaltungen mit anzubieten.
Und zu guter Letzt gibt es natürlich noch viele gute Blogger, die es sich zu kontaktieren lohnt.
Eines habe ich auf meiner bisherigen Selfpublishing-Reise auf jeden Fall gelernt:
Bereits jeder noch so kleine Schritt, jedes noch so winzige Recherche-Ergebnis ist eine großartige Leistung, die man feiern darf!
Gastbeitrag von Jana Buchmann
Jana ist ein Mitglied der KinderbuchManufaktur. Sie kam erst im Frühjahr von ihrem Aufenthalt in den USA zurück und möchte nun mit ihren vier Titeln auch den deutschsprachigen Markt erobern. "Die kleine Maus und ihre Freunde" ist bereits übersetzt und wird im September mittels einer Crowdfunding-Kampagne finanziert.
Weiterführende Links:
Janas Website: www.janabuchmann.com/de
"Marty, die kleine Maus" auf Instagram: @marty_die_kleine_maus