Dürfen wir vorstellen – Kinderbuch-Nominierten auf der Longlist des SelfPublishing-Buchpreises 2021!
Sie haben sich bereit erklärt, uns ein paar Fragen zu ihren Titeln, ihren Erfahrungen und zum Self-Publishing zu beantworten! Vielen Dank dafür!
Ganz nach dem Motto "Learn from the Best", haben wir folgende Fragen gestellt:
Was hat dich zu dieser Geschichte inspiriert?
Wieso hast du den Titel im Self-Publishing herausgebracht?
Wie hast du ihn veröffentlicht?
Was waren die drei größten Herausforderungen bei diesem Projekt?
Was magst du am Self-Publishing am meisten?
Unten findest du nacheinander ihre Antworten (nach Buchtitel gereiht). Ich muss ehrlich sagen, dass ich total happy bin, dass ich auf die Idee gekommen bin, diese Fragen zu stellen, denn sie zeigen auf, wie divers die Geschichten hinter den Büchern sind – nicht nur im Inhalt, sondern auch in der Entstehung. Einige der Nominierten sind Neulinge, andere schon Profis. Und die Herausforderungen bei der Realisierung des eigenen Buchtraumes sind vielfältig.
Eine spannende Lektüre für jeden, der überlegt, selbst ein Buch herauszubringen!
Andrea Hahnfeld mit dem Märchen "Der Baum und das Mädchen"
Was hat dich zu dieser Geschichte inspiriert?
"Das Märchen ist im Rahmen eines Kurses zum Märchenschreiben entstanden. Ich wollte zwei Märchen so miteinander verweben, dass ein neues Märchen entsteht. Eines dieser Märchen ist schon seit jeher mein Lieblingsmärchen: Das Mädchen mit den Schwefelhölzchen von Hans Christian Andersen. Ich habe es bei meiner Oma immer gelesen und damals hat mich die Traurigkeit des Märchens in ihren Bann gezogen.
Die erste Version war bereits während des Kurses fertig. Schon beim Vorlesen in der Runde habe ich gemerkt, dass es irgendwie besonders geworden ist. Also habe ich es bearbeitet. Fünf Versionen später stand der Text und die Idee es illustrieren zu lassen war gefasst."
Wieso hast du den Titel im Self-Publishing herausgebracht?
"Ich möchte gerne meine Geschichten so herausbringen, wie ich sie sehe. Außerdem macht es mir Spaß, ein Buchprojekt von Anfang bis zum Ende durchzuführen. Mit allem, was dazu gehört: Schreiben, Lektorat, Illustrationen, Cover-Gestaltung und Veröffentlichung. Klar, nimmt der Verlag Autor:innen vieles ab. Leider aber auch vieles, das spannend und lehrreich ist. Ich finde das Self-Publishing eine wunderbare Möglichkeit, meine Geschichten in die Welt zu bringen, ohne mich mit demotivierenden Gedanken auseinandersetzen zu müssen, wie beispielsweise: Lässt sich das auch verkaufen?"
Wie hast du ihn veröffentlicht?
"Da Der Baum und das Mädchen erst mein zweites Buch im Self-Publishing ist, habe ich mich für Kindle Direct Publishing entschieden. Das E-Buch ist über Amazon Select erhältlich, was den Vorteil hat, dass Kindle Unlimited-Kund:innen es kostenlos lesen können. Die vielen Plattformen können am Anfang einschüchtern. Ich habe mich daher schlicht für die größte entschieden. Es war mir einfach zu viel Arbeit, das Buch auf jeder Plattform separat hochzuladen."
Was waren die drei größten Herausforderungen bei diesem Projekt?
"Die Illustration war mit Sicherheit die größte Herausforderung. Zuerst hatte ich ganz klassisch eine Illustratorin angefragt, die aber ein sehr hohes Honorar wollte. Das Geld hatte ich nicht. Die Geschichte blieb eine Weile liegen, bis ich mich dann dazu entschieden habe, bei Fiverr jemanden zu finden. Dort kann man Illustrator:innen finden, die zum eigenen Budget passen. Die Bilder der ukrainischen Künstlerin Anastasia Khmelevska haben mich sofort überzeugt. Also habe ich sie angeschrieben und als Probe-Illustration Figurenskizzen beauftragt. Dazu musste ich die Geschichte erstmal ins Englische übersetzen, denn unsere Kommunikationssprache war Englisch. Nachdem ich mit den Figurenskizzen zufrieden war, sind wir das Projekt gemeinsam angegangen. Dazu musste ich den Text auf Doppelseiten anordnen und einigermaßen gleichmäßig verteilen. Dieser Schritt ist super wichtig und ich habe ihn nicht ganz so genau genommen, was sich später rächte. Ursprünglich wollte ich Anastasia einfach machen lassen - aber dann ist doch mein Perfektionismus durchgebrochen und ich habe relativ viele Hinweise gegeben, wie die Illustrationen verbessert werden können. Wir hatten unzählige Revisionen und Anastasia war da sehr geduldig, hat viel neu gezeichnet. Das ist sicherlich nicht selbstverständlich. Oft kam es auf Details an: Beispielsweise trug das kleine Mädchen auf einem Bild Schuhe statt Stiefel. Auf einer anderen Illustration funktionierte die Farbe des Hemds nicht. Am längsten haben wir uns mit der Darstellung des Todes befasst, der irgendwie nie gut aussah - bis mir die rettende Idee kam, ihn als Schatten darzustellen.
Die zweite Herausforderung war der Buchsatz, der bei einem illustrierten Buch nochmal deutlich schwieriger ist als bei einem nicht illustrierten. Dieser Schritt hätte auf jeden Fall der erste sein sollen. Der Text sollte auf der Seite in seiner finalen Form (also auch in der korrekten Schriftgröße) platziert sein, bevor ihn die Illustratorin bekommt. So kann sie die Illustrationen um den Text herum platzieren. Weil ich das nicht so genau genommen hatte, hatte ich zu große Zeichnungen und musste Platz für den Text schaffen. Das war problematisch und ich musste viel basteln, teilweise meine Illustratorin bitten, die Bilder entsprechend zu verändern. Weil ich Schriftgröße und Zeilenabstand vorab nicht bedacht hatte, musste ich Illustrationen nachordern, denn es wurden mehr Seiten als ursprünglich geplant. Das hat Zeit und Nerven gekostet.
Den letzten Nerv hat mir allerdings das Hochladen des Buches geraubt. Die Datei war aufgrund der Bilder sehr groß und das Hochladen brach häufig ab. Versuche, die Datei kleiner zu bekommen haben zu Formatfehlern geführt. Bestimmt drei Mal hat Amazon das Buch abgelehnt, weil es einen Formatfehler gab. Ich hab verzweifelt die Fehler gesucht und einfach nicht gesehen, wo genau das Problem liegt. Letztlich bin ich die Fehlersuche mit dem Kundensupport von Amazon angegangen. Der Support konnte gut weiterhelfen. Dennoch war der Prozess ziemlich frustrierend."
Was magst du am Self-Publishing am meisten?
"Ich mag vor allem das Selbstbestimmte daran. Klar würde ich auch gerne meine Bücher verkaufen und ich weiß, dass man im Verlag mitunter bessere Marktchancen hat. Allerdings gefällt mir nicht, dass alles nur danach beurteilt wird, ob es sich verkaufen lässt oder nicht. Für mich ist Kreativität ein Wert an sich. Ich schaffe gerne schöne Dinge. Die Verkaufbarkeit spielt eine Nebenrolle. Damit möchte ich keine Lanze dafür brechen, einfach alles ohne Qualitätskontrolle zu veröffentlichen. Auch ich habe die Geschichte vorab Freund:innen gegeben und ihr Feedback eingeholt, zudem eine Lektorin und eine professionelle Illustratorin beauftragt. Das kostet Geld. Ich betrachte das Bücherschreiben als Hobby. Wer reiten geht hat ja auch mehr Ausgaben als Einnahmen. Man macht ein Hobby, weil es Spaß macht und weil man besser darin werden möchte. Der Lohn für meinen Einsatz ist ein Buch, auf das ich stolz bin. Und dank Self-Publishing sieht es genau so aus, wie ich das wollte."
Bettina Huchler mit "Tabea, Sascha und der besondere Adventkalender"
Was hat dich zu dieser Geschichte inspiriert?
"Nachdem mein Buch "Weihnachtsglanz in Kinderaugen" erschienen ist, meinte eine Leserin, dass sechs Kurzgeschichten für ein Buch viel zu wenig sind. Nach einem kurzen Austausch kam dann die Idee zu einem Adventkalender mit 24 Geschichten. Weil das für mich jedoch nach nichts Neuem klang, hatte ich die Idee zu einer sogenannten Drumherumgeschichte, die alle 24 Geschichten miteinander verbindet. Somit erleben die Leser*innen in diesem Buch gemeinsam mit den Geschwistern Tabea und Sascha die Adventszeit und haben für jeden Tag eine neue Geschichte. Doch auch das hat mir noch nicht gereicht, sodass es zu jeder Geschichte auch noch ein kleines Goodie gibt - ein Rezept, eine Bastelanleitung etc."
Wieso hast du den Titel im Self-Publishing herausgebracht?
"Ich habe bisher all meine Bücher im Selfpublishing veröffentlicht, von daher war es bei diesem Buch genauso klar, dass ich es wieder tun werde."
Wie hast du ihn veröffentlicht?
"Das eBook habe ich über neobooks und das Hardcover über BoD veröffentlicht. Ich habe beides voneinander getrennt veröffentlicht, weil mir wichtig war, dass ich das eBook ebenfalls in meinem eigenen Shop anbieten kann, was bei BoD leider nicht möglich ist."
Was waren die drei größten Herausforderungen bei diesem Projekt?
"Der ganze Adventskalender war eine reine Herausforderung. Erst einmal mussten tatsächlich 24 Ideen für 24 Geschichten her, was gar nicht so einfach war. Daher bin ich allen dankbar, die mir ein paar Ideen für Geschichten geliefert haben. Auch dass das Buch rechtzeitig im November erscheint, war gar nicht so einfach. Denn ich musste kurz vor Schluss eine neue Lektorin und eine neue Korrektorin für die restlichen Geschichten finden. Auch kamen die letzten Illustrationen erst kurz vor Torschluss, sodass meine Nerven blank lagen. Es ist in diesem Fall schließlich nicht wie bei jedem anderen Buch, wo man sagen kann: Ach, verschiebe ich es eben um einen Monat. Es ist ein Adventskalender. Das heißt, hätte es nicht rechtzeitig geklappt, hätte ich die Veröffentlichung um ein ganzes Jahr verschieben müssen. Aber am Ende ist zum Glück alles gut gegangen und die Achterbahnfahrt wurde überstanden."
Was magst du am Self-Publishing am meisten?
"Ich mag am Self-Publishing, dass man mit den Personen zusammenarbeiten kann, mit denen es harmoniert, man keine festen Deadlines hat - es sei denn, man setzt sich selbst welche - und man im Grunde sein eigener Herr bzw. Frau über die Veröffentlichung und alles, was damit zu tun hat, ist."
Enna Miau mit "Die kleine Sommerbiene"
Was hat dich zu dieser Geschichte inspiriert?
"Meine Kinder, die mit ihnen verbundene wachsende Anzahl an guten und weniger guten Kinderbücher in unserem Haushalt und nicht zuletzt mein fast nie still stehender kreativer Motor haben mich zur Autorin werden lassen. "Die kleine Sommerbiene" ist das vierte Buch der Kinderbuchreihe rund um die kleine Biene Millie. Jede Jahreszeit hat ein Abenteuer. Es war also klar, dass es für den Sommer noch ein Buch geben wird."
Wieso hast du den Titel im Self-Publishing herausgebracht?
"Als Musikerin und Unternehmerin war ich nach zwei Vorstellungsgesprächen bei kleinen Verlagen entsetzt, wie winzig Beteiligung am eigenen Werk ist und wie hoch das eigene Engagement trotzdem sein muss, um überhaupt gesehen zu werden oder als Erfolg zu gelten. Da ich sowieso "selbst und ständig" bin, war der Schritt in diese Richtung nach einer optimistischen Kalkulation und mit meinen bisherigen Erfahrungen nicht so schwer."
Wie hast du ihn veröffentlicht?
"Mit einer guten Werbestrategie und entgegen aller Empfehlungen, dass im Deutschen Buchhandel nur Hardcover bei Kinderbüchern zählen, als Softcover."
Was waren die drei größten Herausforderungen bei diesem Projekt?
"Mein eigener Anspruch ist von Buch zu Buch gestiegen und da ich in Reimen schreibe, ist es immer wieder eine besondere Herausforderung. In jedem Buch wird außerdem Wissen vermittelt und für "Die kleine Sommerbiene" war geplant, dass es um Wildbienen gehen soll. Jedoch 12 verschiedene Reimwörter auf "Biene" zu finden, ging überhaupt nicht gut. Erst als die Idee "erschien", das Ganze aufzulockern und Tiere am See und Wildbienen vorzustellen, war "alles wieder gut". An den Reimen habe ich aber trotzdem sehr lange gefeilt.
Die zusätzlichen Wissensseiten hinten im Buch zu den einzelnen Tieren haben mir und meinem Mann, der mit Freude lektoriert und für den Textsatz zuständig ist, vor allem Nerven gekostet, da wir diese Texte einfach und kurz halten mussten. Kürzen und den Text hübsch formatieren - puh! - das war aufreibender als das Buch zu schreiben."
Was magst du am Self-Publishing am meisten?
"Ich bin mit Leib und Seele gern selbstständige Unternehmerin und habe ein tolles Team. (DANKE liebes Team!) Wenn ich eine Idee habe, dann sagt mir niemand erstmal: "Das geht so aber eigentlich nicht!" Und ich bin nicht eine von vielen, sondern DIE NUMMER EINS - immer im Fokus. :D Außerdem ist es schön, mehr als 1 EURO am eigenen Buch zu verdienen."
Wenn du noch mehr über die Entstehung von Ennas Projekt erfahren möchtest, dann höre dir meine Podcast-Folge #11 an. >>
Mara Wolf mit "Hey da! Wo ist dein Schnabel?"
Was hat dich zu dieser Geschichte inspiriert?
Inspiriert hat mich ein Youtube Video, das ich vor vielen Jahren einmal zufällig gesehen habe – in dem Video ging es um einen animierten Kiwi. Von da an hatte ich diese niedlichen Vögel ins Herz geschlossen. Irgendwann kam mir der Gedanke, dass sich ein Kiwi gut als Protagonist in einem Kinderbuch machen würde, und der Rest der Geschichte hat sich nach und nach ergeben.
Wieso hast du den Titel im Self-Publishing herausgebracht?
Mit meinen zwei Kinderbüchern, die vor »Hey du! Wo ist dein Schnabel?« entstanden sind (die ich bisher aber immer noch nicht veröffentlicht habe), hatte ich mich an viele Verlage gewandt. Leider kam von den Verlagen hauptsächlich keine Reaktion bis hin zu ein paar Absagen. Da eine meiner Lieblingsautorinnen, Mila Olsen, Selfpublisherin ist, habe ich mich zu dem Thema schlau gemacht, und beschlossen, dass ich das Ganze auch selbst in die Hand nehmen möchte. »Hey du! Wo ist dein Schnabel?« habe ich gar nicht erst an Verlage geschickt, sondern mich direkt für Selfpublishing entschieden. Mein Traum war schon immer ein Buch zu veröffentlichen und das wollte ich mir einfach erfüllen.
Wie hast du ihn veröffentlicht?
Das Hardcover habe ich über BoD und das Taschenbuch und das eBook über KDP veröffentlicht.
Was waren die drei größten Herausforderungen bei diesem Projekt?
Puh, da gab es einige. Erst einmal das ganze Informieren rund ums Selfpublishing und was man dabei alles beachten muss. Da kamen Dinge auf, an die ich vorher nie im Leben gedacht hätte. Wenn man noch ganz am Anfang steht, kann einen das ganz schön verunsichern.
Mich mit Social Media Accounts, einer eigenen Webseite, und allgemein den Möglichkeiten der Buchbewerbung auseinanderzusetzen, war auch eine größere Hürde. Ich habe Social Media Accounts schon im Privaten kaum genutzt und musste mich deshalb komplett neu damit befassen.
Und mich mit Bildbearbeitungssoftware auseinanderzusetzen, damit die Illustrationen für die Veröffentlichung geeignet waren, war auch kein Spaß.
Aber immer, wenn man etwas geschafft hat, und es dann für die Zukunft gelernt hat, ist das ein tolles Gefühl.
Was magst du am Self-Publishing am meisten?
Dass ich alles selbst bestimmen kann und bei jedem Vorgang genaue Einsicht habe. Ich kann entscheiden, wie mein Buch aussehen soll, welchen Titel ich ihm gebe, welche Bilder mit hinein sollen usw.
Ich kann entscheiden, mit welchen Personen ich zusammenarbeite, um das Buch entstehen zu lassen. Zudem lerne ich sehr viel über den ganzen Prozess rund ums Buch und das ist sehr spannend.
Mehr Infos zum Selfpublishing Buchpreis
Vielen Dank an die Nominierten für die Teilnahme am Interview und viel Erfolg!
Wenn du die AutorInnen näher kennenlernen möchtest, findest du auf der Seite des Selfpublisher Verbandes mehr Infos zur Longlist des Selfpublishing Buchpreises >>
Aktualisiert: 19. Mai
Hörst du lieber zu, als zu lesen? Dann hör dir einfach die passende Podcast-Folge an >>
Heute dreht sich die Folge um das Thema Recherche.
Auch wenn du kein Sachbuch schreibst, solltest du die Recherche in deinem Buchprojekt nicht vernachlässigen, denn sie erfüllt vielfältige Funktionen: Sie kann dich motivieren, weil du dazulernst und dich in deinem Thema (noch) sattelfester fühlst, oder sie hilft dir dabei, dich in dein Thema hineinzufühlen. Sie ist jedenfalls entscheidend für die Qualität deines Buches.
Daher gebe ich dir heute ein paar Tipps, wie du deine Recherche gestalten kannst, um effizient zu arbeiten und für dein Projekt und dich am Meisten rauszuholen.
Ich persönlich liebe sie, die Recherche!
Ich kann mich so richtig hineintigern! Ich liebe es, Neues zu lernen, in ein Thema einzutauchen – sei es für ein Buch oder z.B. für den Podcast. Auch, wenn ich viel aus meiner eigenen Erfahrung schöpfen kann, so lese ich zu jedem Thema sicherlich in mindestens drei Büchern nach, durchforste Blogs oder andere Podcasts, um mich inspirieren zu lassen, und schließlich jene Aspekte herauszufiltern, die ich für wichtig halte
Zuerst einmal möchte ich ein Bewusstsein dafür schaffen, wie präsent Recherche eigentlich bei uns Autoren ist bzw. sein sollte. Egal welchem Thema du dich näherst, in dem du dich nicht auskennst, die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass du einmal mit einer Runde Recherche beginnst.
Zwei Arten von Recherche für Kinderbücher,
die beim Verfassen eine Rolle spielen, möchte ich hervorheben:
1. Jene, bei der du dich mit deiner Zielgruppe, deinen Lesern (= Kinder) befasst und in ihre Welt eintauchst (Bücher, aber auch andere Medien, Themen, Verhaltensweisen, Probleme, Alltag in der Schule...)
2. Jene, in der du dich fundiert mit einem Thema auseinandersetzt, um es für dein Buch zu verwenden (Inhalte finden und Inhalte überprüfen)
In meiner Reihe JULIE GEHT INS MUSEUM veröffentliche ich Biografien und Bücher über geschichtliche Ereignisse. Es sind erzählende Sachbücher, d.h. dass die ganzen Informationen in einen größeren Kontext, eine Rahmengeschichte, eingebettet sind. Dennoch muss der Inhalt korrekt sein, und wird zum überwiegenden Teil vom Ergebnis meiner Recherche gespeist.
Wenn es um den konkreten Prozess geht, habe ich wirklich intensiv nachdenken müssen, um mir bewusst zu machen, wie ich das bei meinen Büchern eigentlich angehe. Ich hoffe, die einzelnen Etappen sind so für dich nachvollziehbar.
Schritt 1: Den Rahmen stecken
Der erste Schritt ist ein wenig wie der Beginn einer archäologischen Ausgrabung: Du musst schon in etwa ein Gebiet abstecken, in dem du beginnst, zu buddeln. Es ist schlichtweg nicht sinnvoll oder leistbar, ganze Erdteile umzuackern. Ähnlich ist es mit der Recherche – steckst du kein Gebiet ab, so wirst du Zeit, Motivation und vielleicht auch Geld verlieren.
Aber keine Angst, führt dich deine Suche schließlich doch noch in eine andere Richtung, so ist nichts in Stein gemeißelt, du kannst deine Recherche dann immer noch in eine neue Richtung lenken.
Schränke dein Suchfeld also vorerst einmal grob ein, d. h.:
Konkretisiere dein Thema bzw. deine Fragestellung – je genauer du weißt, worüber du schreiben willst, desto eher wirst du konkrete und brauchbare Antworten finden; bleibst du zu allgemein, wirst du von der Fülle an Material womöglich erschlagen ...
Davor oder danach hast du dir überlegt, was du mit deinem Buch eigentlich erreichen möchtest – z.B. Wissen weiterzugeben, zum Denken anzuregen, zum Lachen zu bringen usw.; was diesem Ziel nicht dient, muss auch nicht ins Buch, und somit auch nicht recherchiert werden
Überlege, welchen Einfluss die Wahl deiner Zielgruppe auf die Inhalte hat: In "KRIEGE gehören ins Museum" schreibe ich über Kampf, Verwundung und Tod, nichts desto trotz kann ich das nicht einfach so realistisch darstellen und alles einbringen, was es an Fakten hierzu gibt – das Alter der Leser setzt mir Grenzen; solche könnten aber auch z. B. das Vorwissen oder die Einstellung der Leser sein
Welche Art von Buch schreibst du? Wie genau und faktentreu muss der Inhalt sein? Ist es ein Sachbuch oder geht es nur um einige wenige Details in deinem Fantasy-Roman? Das Genre definiert die notwendige Korrektheit und Tiefe an Informationen, aber auch die Toleranz des Lesers gegenüber Ungenauigkeiten.
Schritt 2: Die offene Recherche
Ich nenne das so, damit klar ist, dass du dich hier treiben lassen kannst und sollst. Sei offen für Neues, sei neugierig! Aus meiner Sicht dient diese Etappe den folgenden Zielen:
dass du dir einen Überblick über das Thema verschaffst,
dass du die großen Unterthemen identifizierst und wie sie untereinander zusammenhängen,
dass du eventuell dein Halbwissen oder deine Vorurteile zu diesem Thema kritisch hinterfragst, und
dass du interessante Geschichten und Details entdeckst, die dein Buch erst so richtig spannend machen.
Fliege wie eine Biene von einer Blume zur nächsten und schau, welche dir „schmeckt“. Wo bleibst du hängen und weshalb? Welche Quellen erschließen dir neue Perspektiven und neues Wissen. Welche Details könnten deiner Geschichte das gewisse Etwas verleihen?
Du kannst dich in jeder Hinsicht treiben lassen, nur nicht bei der Organisation deiner Unterlagen. Hier solltest du bereits ein Ablagesystem haben bzw. eine Aufstellung über die Quellen, damit du die Inhalte auch wiederfindest, wenn du sie brauchst.
Oftmals ist es nämlich so, dass du später eben doch noch eine Kleinigkeit nachsehen musst, auch wenn du noch so viele Notizen gemacht hast.
Überprüfe von Zeit zu Zeit, ob du dich noch im gesteckten Rahmen von Schritt 1 bewegst. Falls nicht, hinterfrage einfach, ob dieser neue Weg eine weitere Recherche wert sein könnte, oder ob du einfach nur unaufmerksam warst und abgeschweift bist.
Bei mir sieht diese Phase so aus:
Ich suche mir ein paar Bücher oder Dokumentationen, die mir über das Thema erstmal einen Überblick geben – dabei spielt die faktische Korrektheit der Quelle noch eine untergeordnete Rolle. Anhand dessen kann ich jedenfalls schon interessante Bausteine identifizieren, in deren Richtung ich weitersuchen möchte.
Dann beginne ich mit der eigentlichen Recherche, und nutze dabei Quellen, die ich für seriös halte. Für die offene Recherche lasse ich mir bei meinen Büchern mindestens einen Monat Zeit.
Aus dem entdeckten Material entwickelt sich bald ein Bild, aus denen sich die großen Brocken meiner Geschichte herauskristallisieren.
Schritt 3: Der Plot
Es gibt einen Punkt, an dem du das Gefühl hast, kaum mehr wesentlich Neues zu entdecken. Nun ist es an der Zeit, all das gewonnene Wissen zu organisieren – und zwar in Bezug auf deinen gesteckten Rahmen: Wie willst du dein Buch aufbauen?
Du solltest einen roten Faden entwickeln und grob wissen, welche Inhalte du verwenden möchtest. Daraus ergibt sich der Plot (der Verlauf der Geschichte) bzw. die Kapitel deines Titels. Behalte dabei deine Zielsetzung im Auge: Was ist das Wesentliche, dass du dem Leser mitgeben willst?
An diesem Punkt weiß ich z. B. welche Themenblöcke ich in meine Geschichte packen möchte – das sind dann meist auch schon die Kapitel.
Ich weiß, welche Inhalte in welches dieser Kapitel einfließen und habe auch eine Ahnung, wie sich die Übergänge vom einen zum nächsten gestalten, da ich den roten Faden meiner Geschichte kenne.
Die Struktur habe ich meist sehr schnell. Sie steht innerhalb eines Tages, allerdings überarbeitet ich sie eventuell nochmals im Laufe des Recherche-Prozesses. Solange ich hier nicht sicher bin und der Aufbau nicht fix ist, fange ich nicht an, zu schreiben.
Schritt 4: Die erste Verdichtung
Das ist eine Geschmacksache und hängt sicherlich auch vom Umfang und der Komplexität des Projektes ab. In meinen Büchern geht es darum, komplexe Informationen zu verdichten, stark zu vereinfachen und für Kinder verständlich zu machen. Dazu benötige ich einen Zwischenschritt, und erstelle eine erste Zusammenfassung jener Inhalte, die ich in mein Buch übernehmen möchte. Und ich mache das tatsächlich handschriftlich!
Das mag ineffizient wirken – ich bin mir auch noch nicht sicher, ob das selbst für mich der Weisheit letzter Schluss ist – aber ich glaube, es hilft mir beim Prozess. Und solange es mir dienlich erscheint, behalte ich es bei.
Nochmals: Das ist ganz individuell – und wenn du mit deinen recherchierten Inhalten nur Details deiner Geschichte ausschmückst, oder dein eigenes Wissen überprüfen willst, dann wirst du an dieser Stelle keine Zusammenfassung benötigen.
Schau einfach, was für dein Projekt und dich selbst passt.
Schritt 5: Die strukturierte Recherche
Hast du die Fülle an Informationen, die du in Schritt 2 gesammelt hast, in Schritt 3 in Form gebracht, so kannst du nun auch erkennen, wo es noch Lücken gibt. Diese offenen Fragen kannst du nun klären. Aber Achtung, recherchiere nur mehr ganz konkret, und achte darauf, nicht wieder in die Phase der offenen Recherche zurückzufallen.
Zu diesem Zeitpunkt ist deine Recherche-Phase eigentlich schon fast beendet. Sollte es sich nur mehr um Details handeln, bist du vermutlich sogar schon dabei, mit dem Schreibprozess zu starten.
An diesem Punkt quillt mir das Thema meist schon bei den Ohren raus und ich brauche eine Pause. Dann arbeitet es in meinem Kopf weiter und die Geschichte bzw. Passagen daraus entwickeln sich in meinen Gedanken. Dann beginne ich mit dem Schreiben.
Es kostet mich immer einiges an Überwindung, weil ich weiß, wieviel Arbeit auf mich zukommt. In meinem Fall liegt die größte Herausforderung nicht beim Schreiben, sondern in der Verarbeitung der Informationen. Manchmal dauert es also ein wenig, bis ich mich tatsächlich an den Schreibtisch setze, aber es wird von Mal zu Mal besser. Bilde ich mir zumindest ein.
In meinen beiden Teilen von "KRIEGE gehören ins Museum" behandle ich 400 Jahre Kriegsgeschichte. Natürlich schreibe ich nicht über jede Auseinandersetzung, die es in diesem Zeitraum gab. Sondern ich habe einzelne Geschehnisse ausgewählt, die jedes für sich genommen einzigartig waren und spannendes Erzähl-Material boten: der Dreißigjährige Krieg, die Türkenbelagerung von Wien, der Siebenjährige Krieg, die Napoleonischen Kriege, der 1. und der 2. Weltkrieg. Hinzu kommen zahlreiche Zusatz-Infos, die ich in Art Info-Boxen und Zusatzkapiteln packe.
Ich habe also den eben erwähnten Prozess insgesamt sechs Mal durchlaufen.
Dieses Projekt ist schon besonders umfangreich, und es kann gut sein, dass ich mich danach erst einmal um andere Projekte als um einen nächsten Titel in der Serie kümmern werde ... Vielleicht mache ich ein Bilderbuch über ein Einhorn. Das klingt nach wenig Recherche!
Qualität der Quellen
Es gibt zahlreiche Quellen, die du für deine Recherche nutzen kannst. Folgende kannst du typischerweise an deinem Arbeitsplatz durchsuchen:
Bücher
Zeitungen und Magazine
Online Recherche inkl. Online-Datenbanken
Dokumentationen und Reportagen
Podcasts, Radio-Beiträge o. Ä.
Was du an Quellen nicht im Handel kaufen oder online lesen bzw. sehen kannst, das findest du vielleicht in der öffentlichen Bücherei, der Nationalbibliothek, bei der Gemeinde, in Museen und Archiven, bei Vereinen, auf Uni-Instituten. Je nach Thema kann dies bei dir um die Ecke oder am anderen Ende der Welt sein ... Beziehe diesen Fakt also in deine Überlegungen – und ggf. in deine Kostenkalkulation – mit ein.
Solltest du dir die Recherche in Neuseeland nicht leisten können, und du auch sonst wenig Erfahrung mit dem Land aufweisen, so könnte es sinnvoller sein, deine Geschichte in den Alpen spielen zu lassen. Not macht durchaus erfinderisch.
Ganz besonders toll ist es, wenn man die Gelegenheit hat, Personen zu interviewen, die entweder Experten, Zeitzeugen oder sonst wie Betroffene sind. Denn sie erzählen üblicherweise Geschichten – und das ist ja genau das, was du auch möchtest.
Übrigens habe ich mich bewusst dagegen entschieden, ein Quellenverzeichnis bei meinen Büchern anzuführen. Bei mir steht eben die Geschichte – die Story – im Vordergrund. Für Kinder sind die Quellen unerheblich – sie Fragen ihre Eltern oder Lehrer, die dann ggf. weiter recherchieren. Mein Ziel ist es, den Kindern erstes Wissen mitzugeben und sie zum kritischen Denken anzuregen.
Zuletzt habe ich, wie versprochen, noch eine Handvoll weiterer Tipps für dich zusammengestellt:
Gesunde Skepsis: Egal welche Quelle du nutzen möchtest, du solltest sie immer hinterfragen. Unser Hausverstand ist ein mächtiges Instrument! Dort, wo es dafür zu spezifisch oder kompliziert wird, und man nur noch mit Expertenwissen weiterkommt, dort gibt es die 3er-Regel: Deine Quelle sollte durch drei weitere ernstzunehmende und unabhängige Ressourcen überprüfbar sein.
Die „Lücken“ sind deine Chance! Am Liebsten sind mir fast die Geschichten, die nicht überprüfbar sind, denn sie geben dir die Möglichkeit, selbst kreativ zu werden. Handelt es sich bei deinem Buch um einen Roman, so tobe dich aus! Bei einem Sachbuch sollte klar sein, dass du von den Fakten abweichst. Ich selbst erwähne dann immer, dass es Theorien sind, über die ich spreche.
Bildmaterial nicht vergessen – bei Kinder-Sachbüchern organisiert sich oft der gesamte Inhalt rund um das Bildmaterial! Übrigens funktioniert es auch umgekehrt: Aus Bildern lassen sich sehr viele Informationen ablesen und sie können oft viel mehr für die Atmosphäre eines Textes tun, als jedes andere Material (mit Ausnahme von Video).
Versuche die Motivation, den Schwung, die du bei der Recherche erlebst, mit in den Schreibprozess zu nehmen – das kannst du auch tatsächlich so machen, dass du dir immer wieder jene Quellen und Geschichten herholst, die dich besonders inspiriert und begeistert haben. Mir ging es bei der Türkenbelagerung und den Napoleonischen Kriegen so. Ich fand das Thema so spannend oder überwältigend, dass ich meinem Freund immer wieder die Stories erzählt habe, von denen ich gelesen hatte. Beim Schreiben habe ich dann versucht, diese Faszination rüberzubringen.
Das ist eine Möglichkeit, die ich selbst nur sehr bedingt habe: Aber versuche so viel es geht, selbst zu erleben. Möchtest du über einen bestimmten Ort schreiben? Dann gehe auf Reisen! Oder verfasst du ein Kochbuch über eine bestimmte Diät? Dann solltest du die Rezepte selbst ausprobiert und die Diät gemacht haben. So überprüfst du nicht nur die Fakten, sondern kannst das Thema auch mehr „fühlen“. Das wird der Leser spüren.
Wenn möglich (und je nach Wichtigkeit für dein Buch), lass deine Inhalte von einem Experten überprüfen. Ich habe mehrmals mit Museen zusammengearbeitet, die meine Texte auf die historische Korrektheit hin lektoriert haben. Gerade bei Kinderbüchern findet sich sicherlich jemand, der bereit ist, dich zu unterstützen! Manchmal reicht eine Danksagung, ein paar kostenlose Exemplare und / oder eine Flasche Wein als Dankeschön schon aus. Trau dich ruhig, zu fragen.
Last but not least: Nimm deine Zielgruppe ernst! Mit einer sorgfältigen Recherche zeigst du Respekt. Du hast Zeit und Mühe in Kauf genommen, um das bestmögliche Ergebnis für dein Buch zu erzielen.
Fazit:
Je nachdem, was für ein Buch du schreiben möchtest bzw. schreibst, wird die Recherche-Phase mehr oder weniger Zeit und Energie in Anspruch nehmen. Unabhängig davon solltest du sie aber jedenfalls ernst nehmen und dich entsprechend organisieren. Denn tendenziell wird der Aufwand eines Buchprojektes eher unter- als überschätzt. Mir ging es nicht anders – eigentlich geht es mir immer noch so, aber ich glaube das ist eine perfide Form des Selbstbetrugs!
In jedem Fall wird es der Qualität deines Titels nicht abträglich sein, wenn du sorgfältig recherchierst. Aber vergiss dabei nicht, dich auf das zu konzentrieren, das deiner Zielsetzung dienlich ist. Alles andere kannst du weglassen.
Von "Du kommst hier nicht rein!" zu "Schön, dass du da bist!"
Wer als Selfpublisher mit seinem Werk in den lokalen Handel möchte, der fühlt sich oft wie in der Warteschlange vor einem angesagten Club der Metropolen dieser Welt.
Wer hineingelassen wird und wer nicht, entscheidet genau eine Person. Und zwar die Person an der Tür. Manchmal erscheint die Auswahl willkürlich, manchmal ist es auf den ersten Blick klar, warum es funktioniert oder eben nicht. Ob die Gründe nachvollziehbar sind, steht auf einem ganz anderen Blatt. Und ganz genau so ist es, wenn du mit deinem Werk in den lokalen Handel möchtest. Mit diesen fünf Tipps öffnet dir der Buchkiez seine Tore. Vielleicht nicht alle, aber ganz sicher ein paar richtig coole.
1. Bevor die Party losgeht – stimme dich aufs Verkaufen ein
In der Schlange vor dem Club findet man sie garantiert: Einzelpersonen oder Gruppen, die schon beim Warten für gute Laune sorgen. Sie sind fröhlich, lachen und wirken einfach durchweg sympathisch. Und sie kommen rein, garantiert. Und deswegen ist genau dies die Rolle, die du einnehmen musst, wenn du Buchhändler:innen davon überzeugen willst, dein Buch ins Sortiment aufzunehmen. Egal, ob du so selbstsicher bist oder eigentlich nicht. Egal, ob du persönlich im Laden vorbeischaust oder anrufst, um dein Buch vorzustellen. Denn um andere von deinem Buch zu überzeugen, musst du es als erstes selber sein. Und das musst du ausstrahlen. Sei selbstbewusst und vorbereitet. Denn das Zeitfenster um zu überzeugen ist kurz und manchmal hast du nur zwei Sätze, um deinem Gegenüber zu erklären, warum genau dein Buch in ihren Regalen fehlt. Daher solltest du nach dem freundlichen "Hallo" in einem Satz formulieren können, worum es im Buch geht und warum das Thema so aktuell beziehungsweise ein Verkaufsschlager ist.
2. Präsentiere dich – das Outfit deines Buches als Eintrittskarte
Damit ist weniger deine Kleidung gemeint, als die Kluft deines Buches. Denn egal, ob du persönlich in den Läden vorbeischaust oder anrufst, du musst etwas abliefern und dort lassen. Beim persönlichen Kontakt hast du natürlich dein Buch in den Händen. Nicht in der Tasche. Der erste Blick auf dich muss auch ein Blick auf dein Buch sein. Denn schließlich gibt es euch nur im Doppelpack. Bei einem Telefonat ist die Sache etwas schwieriger, denn weder dein Buch noch du werden gesehen. In beiden Fällen kommt es aber aufs Gleiche hinaus: Biete ein Rezensionsexemplar zur Ansicht an. Ebenso eine hübsch gestaltete Präsentation im PDF-Format mit allen wichtigen Daten über das Buch (Inhalt, bibliografische Angaben, Informationen zu Autor:in und Illustrator:in). Bei einem persönlichen Termin solltest du diese Präsentation ebenfalls zum Dalassen als Printversion dabeihaben.
3. Willkommen in meinem Viertel – regionale Buchläden
Starte regional. Denn selbst Buchläden, die Selfpublishern eher kritisch gegenüberstehen, fördern gerne Künstler ihrer Stadt. Biete Lesungen oder Signierstunden an und vor allem auch die Möglichkeit dein Buch in Kommission zu nehmen. So haben die Händler:innen kein Risiko bei Nichtverkauf und kooperieren deutlich eher mit dir als bei einem Direktankauf. Im Idealfall schaffst du es, parallel die regionale Presse für dich zu gewinnen und nennst hier die Läden deiner Stadt als Bezugsquelle für dein Buch. Diese Kombi kann zu einer wunderbaren Wechselwirkung und einem super Verkaufsstart im Laden führen.
4. Ich steh auf der Gästeliste – die ersten Buchverkäufe
Ist der erste Schritt geschafft und du bist in zwei oder drei Läden vertreten, wird dies zur Eintrittskarte für die nächsten angesagten Buchparty-Locations. Denn, kaum etwas lässt Händler:innen so viel vertrauen, wie die Platzierung in den Konkurrenzregalen. Frei nach dem Motto: Wenn die das Buch haben, will ich es auch! Am besten nimmst du eine Liste deiner Kooperationspartner:innen in deine Präsentations-PDF auf und aktualisierst diese regelmäßig. Und mache Werbung für die Läden. Gib sie als Bezugsquelle auf deiner Homepage an, verlinke sie auf Social Media. Mit etwas Glück, verlinken sie dich zurück oder stellen dein Buch sogar mal bewusst in den Fokus ihres Marketings. All das hilft, neue Partner:innen von deinem Projekt zu überzeugen, vor allem überregional.
5. Lass dich nicht unterkriegen – bitte weitermachen!
Was aber, wenn der Satz „Du kommst hier nicht rein!“ ertönt. Dann frage dich nicht großartig, warum. Denn du wirst ihn oft hören. Aus den verschiedensten Gründen. Und zu viel grübeln frustriert da nur. Die einen mögen keine selbstverlegten Bücher, andere sehen dein Buch einfach nicht als passend für ihr Sortiment, andere vergessen dich bereits in dem Moment, wo das Gespräch vorbei ist und melden sich nicht mehr. Was auch immer der Grund sein mag, wollen potentielle Partner:innen, dass du ihn kennst, sagen sie ihn dir fast immer direkt. Bekommst du Floskeln oder einfach gar keine Antwort, dann ist das eben ein „(un)höfliches“ Nein. Konzentriere dich aufs Weitermachen, deine Präsentation und versuche diese kontinuierlich zu verbessern. Nach persönlicher Erfahrung können wir sagen, dass wir im Schnitt aus 15 Kontakten 1 Kooperation generieren konnten. Das bedeutet 14 NEINS stehen einem JA gegenüber. Und das kann frustrierend sein. Muss es aber nicht. Denn mit jedem Gespräch, Telefonat oder persönlichen Gespräch wirst du sicherer. Und meistens kommt auch immer genau in dem Moment, wo du nicht demotivierter sein könntest, ein neuer Deal zustande.
Und die Moral von der Geschicht‘
Ein Buch im Selbstverlag in die Läden zu bekommen, ist harte Arbeit. Und zeitintensiv. Vor allem, wenn der Kontakt telefonisch stattfindet. Denn nach jedem Gespräch werden die Präsentations-Unterlagen per E-Mail verschickt. Jetzt. Nicht in einer Stunde, nicht morgen. Denn jetzt bist noch im Kopf deines Gegenübers präsent. Und damit es so persönlich wie möglich bleibt, merke dir die Namen deiner Gesprächspartner:innen und sprich sie in deiner Mail persönlich an, bedanke dich für das freundliche Telefonat. Lege eine Liste mit den Buchläden an, mit denen du bereits Kontakt hattest. So vermeidest du versehentliche Dopplungen, kannst dir Notizen über das Gespräch machen und die Namen der Gesprächspartner:innen notieren. Nach ein bis zwei Wochen ohne Rückmeldung verschicken wir gerne einen Reminder per Mail. Allerdings hat dies uns erst einmal eine Kooperation gebracht. Haben die Händler:innen Interesse, kam der Deal immer innerhalb von etwa 48 Stunden zustande. Und mit der Zeit lernt man sogar anhand der ersten Sätze einzuschätzen, ob aus dem Kontakt eine Kooperation wird. Wir kommen also nicht umhin festzustellen: Mit der Platzierung deines Buches im Buchhandel, verhält es sich wie mit einem kurzen und netten Türsteher-Flirt vorm Club.
Gastbeitrag von Anne-Kristin Kastens, Illustrationen von Arabell Watzlawik
Anne ist freie Autorin und Redakteurin und hat gemeinsam mit Arabell, einer Illustratorin, das Buch "Herr Manfried und der Papadu" realisiert. Arabell ist außerdem Mitglied der KinderbuchManufaktur.
Weiterführende Links:
Website von Anne: www.annekristinkastens.com
Website von Arabell: www.arabellvirtuell.de
Auf dieser Seite zum Buch kannst du sehen, wie die Buchhändler von den beiden beworben werden: www.arabellvirtuell.de/portfolio/der-papadu
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