- Nora
- 9. Sep. 2021
- 9 Min. Lesezeit
Dürfen wir vorstellen – Kinderbuch-Nominierten auf der Longlist des SelfPublishing-Buchpreises 2021!

Sie haben sich bereit erklärt, uns ein paar Fragen zu ihren Titeln, ihren Erfahrungen und zum Self-Publishing zu beantworten! Vielen Dank dafür!
Ganz nach dem Motto "Learn from the Best", haben wir folgende Fragen gestellt:
Was hat dich zu dieser Geschichte inspiriert?
Wieso hast du den Titel im Self-Publishing herausgebracht?
Wie hast du ihn veröffentlicht?
Was waren die drei größten Herausforderungen bei diesem Projekt?
Was magst du am Self-Publishing am meisten?

Unten findest du nacheinander ihre Antworten (nach Buchtitel gereiht). Ich muss ehrlich sagen, dass ich total happy bin, dass ich auf die Idee gekommen bin, diese Fragen zu stellen, denn sie zeigen auf, wie divers die Geschichten hinter den Büchern sind – nicht nur im Inhalt, sondern auch in der Entstehung. Einige der Nominierten sind Neulinge, andere schon Profis. Und die Herausforderungen bei der Realisierung des eigenen Buchtraumes sind vielfältig.
Eine spannende Lektüre für jeden, der überlegt, selbst ein Buch herauszubringen!

Andrea Hahnfeld mit dem Märchen "Der Baum und das Mädchen"
Was hat dich zu dieser Geschichte inspiriert?
"Das Märchen ist im Rahmen eines Kurses zum Märchenschreiben entstanden. Ich wollte zwei Märchen so miteinander verweben, dass ein neues Märchen entsteht. Eines dieser Märchen ist schon seit jeher mein Lieblingsmärchen: Das Mädchen mit den Schwefelhölzchen von Hans Christian Andersen. Ich habe es bei meiner Oma immer gelesen und damals hat mich die Traurigkeit des Märchens in ihren Bann gezogen.
Die erste Version war bereits während des Kurses fertig. Schon beim Vorlesen in der Runde habe ich gemerkt, dass es irgendwie besonders geworden ist. Also habe ich es bearbeitet. Fünf Versionen später stand der Text und die Idee es illustrieren zu lassen war gefasst."
Wieso hast du den Titel im Self-Publishing herausgebracht?
"Ich möchte gerne meine Geschichten so herausbringen, wie ich sie sehe. Außerdem macht es mir Spaß, ein Buchprojekt von Anfang bis zum Ende durchzuführen. Mit allem, was dazu gehört: Schreiben, Lektorat, Illustrationen, Cover-Gestaltung und Veröffentlichung. Klar, nimmt der Verlag Autor:innen vieles ab. Leider aber auch vieles, das spannend und lehrreich ist. Ich finde das Self-Publishing eine wunderbare Möglichkeit, meine Geschichten in die Welt zu bringen, ohne mich mit demotivierenden Gedanken auseinandersetzen zu müssen, wie beispielsweise: Lässt sich das auch verkaufen?"
Wie hast du ihn veröffentlicht?
"Da Der Baum und das Mädchen erst mein zweites Buch im Self-Publishing ist, habe ich mich für Kindle Direct Publishing entschieden. Das E-Buch ist über Amazon Select erhältlich, was den Vorteil hat, dass Kindle Unlimited-Kund:innen es kostenlos lesen können. Die vielen Plattformen können am Anfang einschüchtern. Ich habe mich daher schlicht für die größte entschieden. Es war mir einfach zu viel Arbeit, das Buch auf jeder Plattform separat hochzuladen."
Was waren die drei größten Herausforderungen bei diesem Projekt?
"Die Illustration war mit Sicherheit die größte Herausforderung. Zuerst hatte ich ganz klassisch eine Illustratorin angefragt, die aber ein sehr hohes Honorar wollte. Das Geld hatte ich nicht. Die Geschichte blieb eine Weile liegen, bis ich mich dann dazu entschieden habe, bei Fiverr jemanden zu finden. Dort kann man Illustrator:innen finden, die zum eigenen Budget passen. Die Bilder der ukrainischen Künstlerin Anastasia Khmelevska haben mich sofort überzeugt. Also habe ich sie angeschrieben und als Probe-Illustration Figurenskizzen beauftragt. Dazu musste ich die Geschichte erstmal ins Englische übersetzen, denn unsere Kommunikationssprache war Englisch. Nachdem ich mit den Figurenskizzen zufrieden war, sind wir das Projekt gemeinsam angegangen. Dazu musste ich den Text auf Doppelseiten anordnen und einigermaßen gleichmäßig verteilen. Dieser Schritt ist super wichtig und ich habe ihn nicht ganz so genau genommen, was sich später rächte. Ursprünglich wollte ich Anastasia einfach machen lassen - aber dann ist doch mein Perfektionismus durchgebrochen und ich habe relativ viele Hinweise gegeben, wie die Illustrationen verbessert werden können. Wir hatten unzählige Revisionen und Anastasia war da sehr geduldig, hat viel neu gezeichnet. Das ist sicherlich nicht selbstverständlich. Oft kam es auf Details an: Beispielsweise trug das kleine Mädchen auf einem Bild Schuhe statt Stiefel. Auf einer anderen Illustration funktionierte die Farbe des Hemds nicht. Am längsten haben wir uns mit der Darstellung des Todes befasst, der irgendwie nie gut aussah - bis mir die rettende Idee kam, ihn als Schatten darzustellen.
Die zweite Herausforderung war der Buchsatz, der bei einem illustrierten Buch nochmal deutlich schwieriger ist als bei einem nicht illustrierten. Dieser Schritt hätte auf jeden Fall der erste sein sollen. Der Text sollte auf der Seite in seiner finalen Form (also auch in der korrekten Schriftgröße) platziert sein, bevor ihn die Illustratorin bekommt. So kann sie die Illustrationen um den Text herum platzieren. Weil ich das nicht so genau genommen hatte, hatte ich zu große Zeichnungen und musste Platz für den Text schaffen. Das war problematisch und ich musste viel basteln, teilweise meine Illustratorin bitten, die Bilder entsprechend zu verändern. Weil ich Schriftgröße und Zeilenabstand vorab nicht bedacht hatte, musste ich Illustrationen nachordern, denn es wurden mehr Seiten als ursprünglich geplant. Das hat Zeit und Nerven gekostet.
Den letzten Nerv hat mir allerdings das Hochladen des Buches geraubt. Die Datei war aufgrund der Bilder sehr groß und das Hochladen brach häufig ab. Versuche, die Datei kleiner zu bekommen haben zu Formatfehlern geführt. Bestimmt drei Mal hat Amazon das Buch abgelehnt, weil es einen Formatfehler gab. Ich hab verzweifelt die Fehler gesucht und einfach nicht gesehen, wo genau das Problem liegt. Letztlich bin ich die Fehlersuche mit dem Kundensupport von Amazon angegangen. Der Support konnte gut weiterhelfen. Dennoch war der Prozess ziemlich frustrierend."
Was magst du am Self-Publishing am meisten?
"Ich mag vor allem das Selbstbestimmte daran. Klar würde ich auch gerne meine Bücher verkaufen und ich weiß, dass man im Verlag mitunter bessere Marktchancen hat. Allerdings gefällt mir nicht, dass alles nur danach beurteilt wird, ob es sich verkaufen lässt oder nicht. Für mich ist Kreativität ein Wert an sich. Ich schaffe gerne schöne Dinge. Die Verkaufbarkeit spielt eine Nebenrolle. Damit möchte ich keine Lanze dafür brechen, einfach alles ohne Qualitätskontrolle zu veröffentlichen. Auch ich habe die Geschichte vorab Freund:innen gegeben und ihr Feedback eingeholt, zudem eine Lektorin und eine professionelle Illustratorin beauftragt. Das kostet Geld. Ich betrachte das Bücherschreiben als Hobby. Wer reiten geht hat ja auch mehr Ausgaben als Einnahmen. Man macht ein Hobby, weil es Spaß macht und weil man besser darin werden möchte. Der Lohn für meinen Einsatz ist ein Buch, auf das ich stolz bin. Und dank Self-Publishing sieht es genau so aus, wie ich das wollte."

Bettina Huchler mit "Tabea, Sascha und der besondere Adventkalender"
Was hat dich zu dieser Geschichte inspiriert?
"Nachdem mein Buch "Weihnachtsglanz in Kinderaugen" erschienen ist, meinte eine Leserin, dass sechs Kurzgeschichten für ein Buch viel zu wenig sind. Nach einem kurzen Austausch kam dann die Idee zu einem Adventkalender mit 24 Geschichten. Weil das für mich jedoch nach nichts Neuem klang, hatte ich die Idee zu einer sogenannten Drumherumgeschichte, die alle 24 Geschichten miteinander verbindet. Somit erleben die Leser*innen in diesem Buch gemeinsam mit den Geschwistern Tabea und Sascha die Adventszeit und haben für jeden Tag eine neue Geschichte. Doch auch das hat mir noch nicht gereicht, sodass es zu jeder Geschichte auch noch ein kleines Goodie gibt - ein Rezept, eine Bastelanleitung etc."
Wieso hast du den Titel im Self-Publishing herausgebracht?
"Ich habe bisher all meine Bücher im Selfpublishing veröffentlicht, von daher war es bei diesem Buch genauso klar, dass ich es wieder tun werde."
Wie hast du ihn veröffentlicht?
"Das eBook habe ich über neobooks und das Hardcover über BoD veröffentlicht. Ich habe beides voneinander getrennt veröffentlicht, weil mir wichtig war, dass ich das eBook ebenfalls in meinem eigenen Shop anbieten kann, was bei BoD leider nicht möglich ist."
Was waren die drei größten Herausforderungen bei diesem Projekt?
"Der ganze Adventskalender war eine reine Herausforderung. Erst einmal mussten tatsächlich 24 Ideen für 24 Geschichten her, was gar nicht so einfach war. Daher bin ich allen dankbar, die mir ein paar Ideen für Geschichten geliefert haben. Auch dass das Buch rechtzeitig im November erscheint, war gar nicht so einfach. Denn ich musste kurz vor Schluss eine neue Lektorin und eine neue Korrektorin für die restlichen Geschichten finden. Auch kamen die letzten Illustrationen erst kurz vor Torschluss, sodass meine Nerven blank lagen. Es ist in diesem Fall schließlich nicht wie bei jedem anderen Buch, wo man sagen kann: Ach, verschiebe ich es eben um einen Monat. Es ist ein Adventskalender. Das heißt, hätte es nicht rechtzeitig geklappt, hätte ich die Veröffentlichung um ein ganzes Jahr verschieben müssen. Aber am Ende ist zum Glück alles gut gegangen und die Achterbahnfahrt wurde überstanden."
Was magst du am Self-Publishing am meisten?
"Ich mag am Self-Publishing, dass man mit den Personen zusammenarbeiten kann, mit denen es harmoniert, man keine festen Deadlines hat - es sei denn, man setzt sich selbst welche - und man im Grunde sein eigener Herr bzw. Frau über die Veröffentlichung und alles, was damit zu tun hat, ist."

Enna Miau mit "Die kleine Sommerbiene"
Was hat dich zu dieser Geschichte inspiriert?
"Meine Kinder, die mit ihnen verbundene wachsende Anzahl an guten und weniger guten Kinderbücher in unserem Haushalt und nicht zuletzt mein fast nie still stehender kreativer Motor haben mich zur Autorin werden lassen. "Die kleine Sommerbiene" ist das vierte Buch der Kinderbuchreihe rund um die kleine Biene Millie. Jede Jahreszeit hat ein Abenteuer. Es war also klar, dass es für den Sommer noch ein Buch geben wird."
Wieso hast du den Titel im Self-Publishing herausgebracht?
"Als Musikerin und Unternehmerin war ich nach zwei Vorstellungsgesprächen bei kleinen Verlagen entsetzt, wie winzig Beteiligung am eigenen Werk ist und wie hoch das eigene Engagement trotzdem sein muss, um überhaupt gesehen zu werden oder als Erfolg zu gelten. Da ich sowieso "selbst und ständig" bin, war der Schritt in diese Richtung nach einer optimistischen Kalkulation und mit meinen bisherigen Erfahrungen nicht so schwer."
Wie hast du ihn veröffentlicht?
"Mit einer guten Werbestrategie und entgegen aller Empfehlungen, dass im Deutschen Buchhandel nur Hardcover bei Kinderbüchern zählen, als Softcover."
Was waren die drei größten Herausforderungen bei diesem Projekt?
"Mein eigener Anspruch ist von Buch zu Buch gestiegen und da ich in Reimen schreibe, ist es immer wieder eine besondere Herausforderung. In jedem Buch wird außerdem Wissen vermittelt und für "Die kleine Sommerbiene" war geplant, dass es um Wildbienen gehen soll. Jedoch 12 verschiedene Reimwörter auf "Biene" zu finden, ging überhaupt nicht gut. Erst als die Idee "erschien", das Ganze aufzulockern und Tiere am See und Wildbienen vorzustellen, war "alles wieder gut". An den Reimen habe ich aber trotzdem sehr lange gefeilt.
Die zusätzlichen Wissensseiten hinten im Buch zu den einzelnen Tieren haben mir und meinem Mann, der mit Freude lektoriert und für den Textsatz zuständig ist, vor allem Nerven gekostet, da wir diese Texte einfach und kurz halten mussten. Kürzen und den Text hübsch formatieren - puh! - das war aufreibender als das Buch zu schreiben."
Was magst du am Self-Publishing am meisten?
"Ich bin mit Leib und Seele gern selbstständige Unternehmerin und habe ein tolles Team. (DANKE liebes Team!) Wenn ich eine Idee habe, dann sagt mir niemand erstmal: "Das geht so aber eigentlich nicht!" Und ich bin nicht eine von vielen, sondern DIE NUMMER EINS - immer im Fokus. :D Außerdem ist es schön, mehr als 1 EURO am eigenen Buch zu verdienen."
Wenn du noch mehr über die Entstehung von Ennas Projekt erfahren möchtest, dann höre dir meine Podcast-Folge #11 an. >>

Mara Wolf mit "Hey da! Wo ist dein Schnabel?"
Was hat dich zu dieser Geschichte inspiriert?
Inspiriert hat mich ein Youtube Video, das ich vor vielen Jahren einmal zufällig gesehen habe – in dem Video ging es um einen animierten Kiwi. Von da an hatte ich diese niedlichen Vögel ins Herz geschlossen. Irgendwann kam mir der Gedanke, dass sich ein Kiwi gut als Protagonist in einem Kinderbuch machen würde, und der Rest der Geschichte hat sich nach und nach ergeben.
Wieso hast du den Titel im Self-Publishing herausgebracht?
Mit meinen zwei Kinderbüchern, die vor »Hey du! Wo ist dein Schnabel?« entstanden sind (die ich bisher aber immer noch nicht veröffentlicht habe), hatte ich mich an viele Verlage gewandt. Leider kam von den Verlagen hauptsächlich keine Reaktion bis hin zu ein paar Absagen. Da eine meiner Lieblingsautorinnen, Mila Olsen, Selfpublisherin ist, habe ich mich zu dem Thema schlau gemacht, und beschlossen, dass ich das Ganze auch selbst in die Hand nehmen möchte. »Hey du! Wo ist dein Schnabel?« habe ich gar nicht erst an Verlage geschickt, sondern mich direkt für Selfpublishing entschieden. Mein Traum war schon immer ein Buch zu veröffentlichen und das wollte ich mir einfach erfüllen.
Wie hast du ihn veröffentlicht?
Das Hardcover habe ich über BoD und das Taschenbuch und das eBook über KDP veröffentlicht.
Was waren die drei größten Herausforderungen bei diesem Projekt?
Puh, da gab es einige. Erst einmal das ganze Informieren rund ums Selfpublishing und was man dabei alles beachten muss. Da kamen Dinge auf, an die ich vorher nie im Leben gedacht hätte. Wenn man noch ganz am Anfang steht, kann einen das ganz schön verunsichern.
Mich mit Social Media Accounts, einer eigenen Webseite, und allgemein den Möglichkeiten der Buchbewerbung auseinanderzusetzen, war auch eine größere Hürde. Ich habe Social Media Accounts schon im Privaten kaum genutzt und musste mich deshalb komplett neu damit befassen.
Und mich mit Bildbearbeitungssoftware auseinanderzusetzen, damit die Illustrationen für die Veröffentlichung geeignet waren, war auch kein Spaß.
Aber immer, wenn man etwas geschafft hat, und es dann für die Zukunft gelernt hat, ist das ein tolles Gefühl.
Was magst du am Self-Publishing am meisten?
Dass ich alles selbst bestimmen kann und bei jedem Vorgang genaue Einsicht habe. Ich kann entscheiden, wie mein Buch aussehen soll, welchen Titel ich ihm gebe, welche Bilder mit hinein sollen usw.
Ich kann entscheiden, mit welchen Personen ich zusammenarbeite, um das Buch entstehen zu lassen. Zudem lerne ich sehr viel über den ganzen Prozess rund ums Buch und das ist sehr spannend.
Mehr Infos zum Selfpublishing Buchpreis
Vielen Dank an die Nominierten für die Teilnahme am Interview und viel Erfolg!
Wenn du die AutorInnen näher kennenlernen möchtest, findest du auf der Seite des Selfpublisher Verbandes mehr Infos zur Longlist des Selfpublishing Buchpreises >>
- Nora
- 3. Juni 2021
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. Feb. 2024
Du möchtest ein Buch veröffentlichen und hängst gerade bei der Frage: "Was darf es eigentlich kosten?" In diesem Beitrag verrate ich dir, auf welche Variablen du bei der Festlegung deines Buchpreises achten solltest.
In letzter Zeit bin ich in Facebook-Gruppen immer wieder über Fragen rund um die Preisfindung gestolpert. Also dachte ich, ich greife dieses Thema gleich auf.
Du kannst diesen Beitrag auch als Podcast-Folge hören >>

Was ist ein Kinderbuch wert?
Ich bin ganz ehrlich: Als Betriebswirtin habe ich früher oft nicht verstanden, warum das Thema Preisfindung für manche so schwierig ist.
Selbst bei meinem eigenen ersten Titel, SISI, ging ich recht sachlich an die Sache heran. Mein Buch war für mich ein Produkt – genauso wie jene, die ich früher als Managerin in Konzernen betreut hatte. Ich hatte die relevanten Parameter und einen geeigneten Preis für mich schnell gefunden. Und habe diesen bis heute beibehalten.
Aber es dauerte ein paar Jahre, bis ich verstand, dass für einige AutorInnen viel mehr hinter der Frage nach dem Preis steckt – nämlich viel mehr Emotion:
1. Der Wert des eigenen Textes, des eigenen Produktes
Der eigenen Leistung ein Preisschild umzuhängen, ist oft nicht einfach. Insbesondere das erste Buch steckt oft voller Emotionen – Liebe, Langeweile, Wut, Verzweiflung, Leidenschaft usw. Es ist etwas Persönliches – geradezu Intimes –, sein Buch der Welt zu präsentieren. Und wenn man bedenkt, wieviel Zeit man hineingesteckt hat, dann würde man es am liebsten entweder verschenken (damit es alle haben) oder € 1.000,- dafür verlangen (um die Zeit und die Nerven abzugelten).
2. Der Wert des Kulturgutes "Buch"
Immer wieder gibt es Diskussionen über den Wert von Büchern – konkret deren Summe schöpferischer Kraft: Text, Illustration, Design. Diese Eigenschaften in einen monetären Wert zu übertragen, ist keine einfache Sache. Der Aufwand, ein Buch zu publizieren, ist enorm. Und doch bleibt im Normalfall bei allen Beteiligten wenig Einkommen hängen.
3. Mögliche Unsicherheiten
Ein Preis kann mehr verraten, als einem vielleicht im ersten Augenblick bewusst ist: Bist du zu teuer, erkennen Brancheninsider, dass du den Markt nicht kennst. Bist du zu günstig, entlarvst du dich womöglich als unsicherer Amateur. Auch haben viele, die in der Kalkulation nicht so fit sind, Angst davor, sich zu verrechnen oder etwas zu übersehen.
In der Zwischenzeit habe ich mich intensiver mit dem Thema beschäftigt und ganz einfach mehr Einblick in den Markt, und bemerke, dass es tatsächlich etwas komplexer ist, als ich ursprünglich angenommen hatte.
Wie du den Preis für dein Buch konkret festsetzt
Zuerst einmal verrate ich dir, wie du für eine erste grobe Preisfindung vorgehen, im Anschluss verrate ich dir, worauf du sonst noch Rücksicht nehmen könntest.
1. Variable: deine Kalkulation
Die Kosten für dein Buch definieren im Grunde die Untergrenze für dessen Preis. Du solltest hierbei zumindest deine tatsächlichen Ausgaben für die Herstellung und den Vertrieb des Buches einrechnen. Zur Herstellung gehören z.B. Illustration, Grafik und Druck. Auf der Vertriebsseite hast du beispielsweise Versandkosten, Händlerspannen sowie ggf. noch andere Marketing- und Vertriebskosten.
Addierst du nun noch die Umsatzsteuer hinzu, so ist das deine absolute Preisuntergrenze – gehst du darunter, so sind deine Ausgaben nicht gedeckt und du fährst einen Verlust ein.
Deshalb addierst du zu diesem Minimum (exkl. Umsatzsteuer) die gewünschte Gewinnmarge. Sie entspricht deinem Honorar. Wenn du auf die Summe nun die Umsatzsteuer aufschlägst, bist du bei einem möglichen Letztverbraucherpreis für dein Buch angelangt.
Übrigens, ich plane für dieses Jahr einen Kurs zum Thema "Selfpublishing: Vom Text zum fertigen Buch", in dem ich natürlich auch auf die Themen Kalkulation und Kostenoptimierung eingehe. Sollte dich das interessieren, so trage dich gleich in unseren Newsletter ein, dann erfährst du als Erste, wenn es soweit ist!
Nun verkaufst du dein Buch ja nicht im luftleeren Raum, sondern neben vielen anderen Titeln. Spätestens jetzt stellt sich also die Frage, ob der Preis angemessen ist.
2. Variable: die Preise gleichartiger Titel (Konkurrenzanalyse)
Eine gute Orientierung bieten dir auch die Preise von Büchern, die bereits am Markt sind und dir als Benchmarks (Orientierungspunkte) dienen können. Der Preiskorridor, in dem sich diese Titel bewegen, definiert bis zu einem gewissen Grad auch deine preisliche Obergrenze.
Wenn sich Bücher ähnlicher Aufmachung, mit ähnlichem Thema, die sich an dieselbe Zielgruppe richten, beispielsweise zwischen € 13,- und € 18,- bewegen, dann würde ich mich auch in dieser Bandbreite bewegen wollen.
Denn auf der einen Seite sind das die Preise, die KundInnen gewohnt sind, zu zahlen – wer merklich darüber liegt, muss schon etwas bieten. Auf der anderen Seite ist es natürlich auch absolut nicht notwendig, darunter zu liegen!
3. Variable: die Besonderheiten deines Titels
Nun gehen wir auf all die Variablen ein, die dir bei der Preisgestaltung vielleicht etwas mehr Spielraum verschaffen.
Generell kann man BuchkäuferInnen als relativ preissensibel betrachten (d.h. er reagiert stark auf Preisdifferenzen). Mir sind ein paar Faktoren eingefallen, die dabei eine Rolle spielen und die Sensibilität der KäuferInnen reduzieren können:
Deine KundInnen sind generell schon Fans von dir und sind ganz scharf darauf, etwas von dir zu kaufen (du hast bereits eine starke Community, bist ein Promi o.Ä.).
Dein Buch bietet einen besonderen inhaltlichen Nutzen für die KundIn – entweder weil du Expertin daran bist oder weil das Thema für sie sehr relevant ist.
Das Thema ist gerade "in" oder neu und du bist unter den Ersten, es aufzugreifen (allerdings hält dieser Vorteil nicht besonders lange an).
Dein Buch besitzt eine besondere Aufmachung, ist qualitativ besonders hoch hergestellt, bietet viele Details oder Extras (das schraubt aber üblicherweise die Kosten im gleichen Ausmaß hoch). Als Beispiel sei hier "S. – Das Schiff des Theseus" genannt – schau dir mal die Produktabbildungen an!
Und hier kommen wir zum Dilemma bei Kinderbüchern:
Auf der einen Seite soll der Zugang zum Lesen besonders leicht sein, weshalb die Titel einen recht günstigen Preis haben – in Deutschland liegt der Durchschnittspreis lt. Börseverein des Deutschen Buchhandels etwas über € 12,-, bei mir zuhause laut dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels sogar nur knapp über € 10,-. Was übrigens in beiden Ländern unter dem Gesamtschnitt liegt, und auch unter dem der Belletristik (wenn er auch in den letzten Jahren steigt).
Auf der anderen Seite ist die Herstellung von Kinderbüchern ja oftmals kostspieliger als Erwachsenenliteratur. Die Gewinn-Marge (also die Differenz zwischen den Kosten und den Einnahmen) wird also gleich von zwei Seiten beschnitten.

Was könntest du bei der Preisfindung noch bedenken?
Kinderbücher sind ein forderndes Terrain für Selfpublisher. Das macht es aber definitiv nicht unmöglich, deinen Traum umzusetzen (das habe ich sicherlich schon das eine oder andere Mal erwähnt). Was immer hilft, ist einen gewissen Überblick zu haben.
Deshalb habe ich die genannten Variablen noch um ein paar weitere Punkte ergänzt, die du bei der Preisfestsetzung für dein Buch beachten könntest:
Preise bei Print-on-Demand: Hier hast du deutlich weniger Spielraum, die PoD-Dienstleister geben dir eine Preisuntergrenze vor, die jedoch bei Kinderbüchern schnell über dem marktüblichen Niveau liegt (v.a. bei Ausführung in Hardcover und Farbdruck)
Interessen des Handels: Der Handel ist prozentuell an deinen Buchverkäufen beteiligt, d.h. dass du mit deinem Preis auch die Höhe seines Einkommens bestimmst. Sehr niedrige Preise sind also gar nicht so gerne gesehen und gibt auch weniger Anreiz ein Buch zu verkaufen. Was man auch erwähnen könnte, sind klassische psychologische Preisschwellen wie € 10, 15, 20, 30. Auch Einzel-Cent-Beträge sind problematisch wegen des Wechselgeldes (daher würde ich auf 10-Cent-Beträge gehen)
der unterschiedliche Umsatzsteuer-Satz in deutschsprachigen Ländern: Du musst bedenken, dass es aufgrund der unterschiedlichen Umsatzsteuersätze in Deutschland (7%) und Österreich (10%) auch abweichende Brutto-Preise für dein Buch geben wird. Idealerweise beachtest du auch hier Preisschwellen usw.
Zuletzt sei noch erwähnt, dass wir in Deutschland und Österreich die Buchpreisbindung haben. Diese besagt, dass ein Titel dem Letztverbraucher überall zum gleichen Preis angeboten werden muss. Das ist in diesem Kontext relevant, falls du deinen Preis ändern möchtest oder darüber nachdenkst, mit unterschiedlichen Niveaus zu experimentieren. Preisänderungen sind möglich, jedoch mit etwas Aufwand verbunden und benötigen einen Vorlauf.
Fazit
Fakt ist:
Der Endkunde ist preissensibel und freut sich über niedrige Preise.
Bücher sind im Schnitt zu billig, es bleibt nur wenig Spielraum – und für Selfpublisher noch viel weniger. Setzt man den Preis zu niedrig an, bleiben Qualität und/oder Gewinn womöglich auf der Strecke. Auch der Handel schätzt sehr niedrige Preise nicht unbedingt.
Der Umsatz am Buchmarkt wächst, weil die durchschnittlichen Preise steigen. Damit bewegt sich aber auch dein Preiskorridor nach oben.