- Nora
- 15. März 2022
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. Feb. 2024
Du hast eine Geschichte für Kinder geschrieben und fragst dich jetzt: "Könnte ich sie vielleicht veröffentlichen?"
Ich würde behaupten, dass die meisten KinderbuchKreativen – egal, ob du eine AutorIn oder IllustratorIn bist – als erstes daran denken, sich bei einen Verlag zu melden. Das hat – v.a. historisch betrachtet – gute Gründe. Viel wichtiger erscheint mir jedoch, seine Optionen zu kennen und eine passende zu wählen. Denn ich behaupte genauso, dass die meisten KinderbuchKreativen kein wirkliches Bild der Alternativen haben.
Deshalb werden in den nächsten Monaten dieses Thema immer wieder aufgreifen und aus unterschiedlichen Positionen beleuchten. Denn für uns ist am Wichtigsten, dass du den für dich richtigen Weg findest, und dass möglichst viele tolle Geschichten das Licht der Welt erblicken.
Deshalb starte ich gleich zu Beginn mit einer provokanten Frage:
Was braucht es, um veröffentlicht zu sein?
Die Veröffentlichung entspricht dem Zeitpunkt, an dem ein Werk der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.
Du brauchst demnach zwei Dinge:
ein Werk, ein Medium für Text und Bild (z.B. in Form eines gedruckten Buches)
einen (Vertriebs)Kanal (irgendwie muss dein Buch hinaus in die Welt)
Und eigentlich braucht es noch einen dritten Punkt: Wenn wir davon ausgehen, dass die "Öffentlichkeit" nicht nur deine Familie oder ein Verein ist, dann ist realistischerweise auch ein minimales Maß an Vermarktung nötig, damit eine ausreichende Zahl von Menschen überhaupt erst von deinem Buch erfahren
Gleich vorweg: Ich lege meinen Fokus immer auf das gedruckte Buch, da dies bei Kinderbüchern das gängige Format ist.

Für Bücher gibt es typischerweise zwei Veröffentlichungswege:
über einen Publikumsverlag
über SelfPublishing
Die Unterscheidung zwischen den beiden ist gar nicht so deutlich, wie man anfangs meinen möchte. Aber fangen wir doch erst einmal mit einem Blick in die Vergangenheit an.
1.) Die Verlagsveröffentlichung
Lange Zeit war die Veröffentlichung über einen Verlag die einzige Möglichkeit, das eigene Werk einer breiteren Masse zugänglich zu machen. Ganz einfach, weil die Herstellung eines gedruckten Buches mit hohen Kosten verbunden war und ist: dazu gehören z.B. das Lektorat und Korrektorat, die Kosten der Bebilderung (z.B. Illustrationen), der Buchsatz und die grafische Gestaltung des Umschlages, der Druck, die Logistik (beinhaltet u.a. Verpackung, Lagerung, Transport und Verteilung), das Bestell- und Abrechnungswesen oder die Bewerbung des Titels.
Das Wort "Verlag" leitet sich aus dem Wort "vorlegen" ab – d.h. die ursprüngliche Funktion des Verlages war jene der Vorfinanzierung.
Aus dieser Perspektive betrachtet, wird klar, dass ein Verlag wirtschaftlich agiert und erwartet, das ausgegebene Geld wieder hereinzuverdienen und letztlich einen Gewinn mit den verlegten Büchern zu erzielen.
Deshalb wird es das Ziel jedes Verlages sein, die für sein Unternehmen lukrativsten Titel auszuwählen – welche das sind, variiert nach der Finanzstärke und Positionierung des Verlages. Das ist der Grund, weshalb ein Verlag nicht einfach jedes ihm angebotene Manuskript veröffentlicht, sondern man sich als AutorIn bewerben muss.
Deine erste Option zur Veröffentlichung ist also bei einem Verlag unter Vertrag zu kommen.
Daraus ergeben sich im Normalfall folgende Konsequenzen:
Du räumst dem Verlag das Recht ein, deine Geschichte in einem bestimmten zeitlichen und räumlichen Ausmaß zu verwerten (das bedeutet in der Regel, dass du selbst dann innerhalb dessen kein Recht mehr dazu hast).
Du erhältst Tantiemen als Bezahlung für deine kreative Leistung (eine %-Beteiligung am Umsatz, der mit deinem Titel erzielt wird).
Du arbeitest mit Profis zusammen, deren Job es ist, Bücher herauszubringen (dies variiert natürlich nach der Größe und Professionalität des Verlages).
Du unterstützt den Verlag ggf. bei der Vermarktung deines Buches (z.B. durch Lesungen).
Du hast nur in einem geringen Ausmaß die Kontrolle – z.B. über die Gestaltung des Titels, das Ausmaß der Vermarktung durch den Verlag und die weitere Verwertung.
Der Vorteil ist, dass du deinen Fokus auf das Schreiben legen kannst.
An dieser Stelle sei auch erwähnt, dass das Angebot an Manuskripten die Nachfrage durch Verlage übersteigt, du dich demnach ggf. gegen eine große Anzahl an Mitbewerbern durchsetzen musst.
Es gibt zahlreiche Gründe, weshalb ein Manuskript von Verlagen abgelehnt wird: z.B. passt es nicht ins geplante Programm oder zur Positionierung des Verlages, der Verlag setzt ev. lieber auf erfahrenen AutorInnen, es trifft den persönlichen Geschmack der Lektorin nicht, der Markt ist für das Thema zu klein (zu geringer erwarteter Umsatz), das Thema ist bereits ausgereizt oder (noch) nicht interessant u.v.m.
Was ich damit sagen möchte: Es liegt unter Umständen gar nicht an der Qualität deiner Geschichte!
Bei einem Verlag zu publizieren ist für viele immer noch Image-trächtiger als ein Buch im SelfPublishing herauszubringen, da davon ausgegangen wird, dass es einem gewissen Qualitätsanspruch genügen muss. Manche sagen sogar, dass man nur dann eine ernstzunehmende AutorIn ist, wenn man bei einem Verlag veröffentlicht hat.
Es wird dich an dieser Stelle vielleicht überraschen zu hören, dass ich dir empfehlen würde, weder die eine Gruppe noch die anderen jeweils in eine Schublade zu stecken. Jeder kann einen Verlag gründen – das Gewerbe alleine ist noch kein Garant für Qualität (das schließt mich und meinen Verlag übrigens mit ein)! Genauso gibt es unter den SelfPublishern solche und solche.
Und deshalb finden sich auch bekannte Namen unter den historischen Beispielen für SelbstverlegerInnen: Goethe, Mark Twain oder Beatrix Potter waren (teilweise) SelfPublisher. Zu ihrer Zeit musste man wohlhabend sein oder entsprechende Gönner haben, um die Kosten für die eigenen Bücher zu decken. Kinderbücher wie Huckleberry Finn und Peter Rabbit waren ursprünglich Eigenverlagserzeugnisse!
Das bringt uns zum zweiten wesentlichen Veröffentlichungsweg:

2.) Das SelfPublishing
Das bedeutet wort-wörtlich SelbstVerlag und impliziert damit, dass du nicht bei einem Fremdverlag veröffentlichst.
Das Verwirrende: Das ist bei vielen SelfPublisherInnen tatsächlich der Fall! Aber eines nach dem anderen...
Beginnen wir mit dem "echten" SelfPublishing, also der Veröffentlichung ohne Fremdverlag.
Du kannst hier entweder ein Gewerbe anmelden und einen eigenen Verlag gründen oder du veröffentlichst einfach komplett ohne Verlag – z.B. wenn du ein PDF erstellst und zum Download auf deiner Website anbietest oder ein Buch drucken lässt und in auf einer Messe verkaufst.
Bei dieser zweiten Option genießt du alle Vor- und Nachteile des SelfPublishing:
Du hast die volle Kontrolle und Freiheit in puncto Timing, Ausführung, Preis, Menge, Distribution, Vermarktung, Verwertung usw.
Du behältst alle Rechte bei dir.
Der gesamte Umsatz bleibt bei dir, abzüglich möglicher Rabatte, die du Distributoren oder Händlern einräumst.
Du bist für die Konzeption, Herstellung, Vermarktung und den Vertrieb deiner Bücher zuständig (was aber nicht bedeutet, dass du alles alleine machen musst).
Du trägst alle damit verbundenen Kosten.
Du trägst die Verantwortung.
Ob die Publikation aus einem Verlag stammt, erkennst du übrigens daran, ob sie einen ISBN hat (daraus wird der Strichcode erstellt). Die Internationale Standard-Buch-Nummer dient der eindeutigen Identifikation eines Titels. Diese Nummer ist Voraussetzung für den Vertrieb im Buchhandel.
Oder anders gesagt: Beziehst du die ISBN nicht selbst direkt bei der ISBN-Agentur, sondern von einem Dienstleister, so übernimmt dieser formell die Funktion eines Verlages. Dies ist bei zahlreichen SelfPublishing-Dienstleistern der Fall. Hierzu zählen z.B. Books-on-Demand (BoD), Tredition, epubli, tolino Media, MyMorawa, Nova MD u. A.
Was uns zum erweiterten bzw. umgangssprachlichen Verständnis von SelfPublishing führt.
Hier würde ich als Charakteristikum sehen, dass AutorInnen darüber entscheiden, wann sie welches Buch in welcher Ausführung veröffentlichen und vertreiben wollen. Dazu nutzen sie Dienstleister, die ihnen die Plattform und Services dazu bieten. Zu den Services können z.B. der Druck in Print-on-Demand (stückweise bei Bestellung durch den Kunden, anders als beim Auflagendruck) oder Konvertierung in ein eBook, die logistische Anbindung an Großhändler und Händler, Lektorat, Grafik oder Bewerbung zählen.
Bei dieser hybriden Option vermischen sich die Vor- und Nachteile entsprechend:
Du hast die volle Kontrolle und Freiheit in puncto Timing, Art der Veröffentlichung und Vermarktung; Abstriche musst du bei der Ausführung und dem Preis machen, hier gibt es bei den Dienstleistern Einschränkungen.
Du schließt tatsächlich einen AutorInnenvertrag mit dem Dienstleister ab und dabei gehen potenziell einige deiner Verwertungsrechte an diese über; auch gibt es bei fast allen eine Mindestbindungsdauer.
Du erhältst einen Umsatzanteil, jedoch ist dieser geringer als beim reinen SelfPublishing, das der Anteil des Dienstleistern abgezogen wird; im Normalfall ist dieser aber höher als die Tantiemen, die du bei einem Verlag erhalten würdest.
Du bist auch hier für die Konzeption, Herstellung, Vermarktung und den Vertrieb deiner Bücher zuständig und trägst alle damit verbundenen Kosten.
Viele Dienstleister bieten ihren KundInnen Beratung an oder heben ihre besten AutorInnen in ihrer Kommunikation hervor, das bietet Potenzial für eine größere Reichweite.
Übrigens ist KDP (Kindle Direct Publishing) zu diesen Dienstleistern nicht hinzuzählen. Amazon fungiert hier als Distributor und bietet ggf. auch Print-on-Demand an, er fungiert aber nicht als Verlag.
Du wirst dich jetzt vielleicht fragen:
"Und was ist jetzt der richtige Weg für mich?"
Nun, natürlich hängt das auch davon ab, was für ein Typ du bist, welche finanziellen Mittel du zur Verfügung hast, was du dir zutraust, ob du bereits einen oder mehrere Titel veröffentlicht hast, welches Ausmaß an Kontrolle dir wichtig ist usw.
Abgesehen davon kann es sein, dass manchmal die eine Art und manchmal eine andere Art der Veröffentlichung besser passt.
Stehst du ganz am Anfang und möchtest ins SelfPublishing hinein schnuppern, kann es sinnvoll sein, die Angebote von Dienstleistern in Anspruch zu nehmen. Bleibst du beim SelfPublishing, so wirst du irgendwann dein Ergebnis verbessern wollen und ev. eigene Strukturen aufbauen und einen Verlag gründen. Oder aber du bewirbst dich erst später mit einem "bewährten Produkt" bei Agenturen und Verlagen, um die Masse zu erreichen.
Ein letzter Gedankenanstoß zum Schluss:
Vielleicht möchtest du ja den Spieß auch umdrehen und dich zuerst fragen, welche Veröffentlichungsweg dir als Person entspricht – und dann überlegen, welche Art von Geschichten du konzipieren müsstest, um auf diesem Weg Erfolg zu haben?
Achtung vor Druckkosten-Zuschuss-Verlagen!
Der Vollständigkeit halber – und als Wort der Warnung – möchte ich auch die Druckkosten-Zuschuss-Verlage erwähnen. Das problematische an ihnen ist nicht ihr Geschäftsmodell per se (nämlich, dass die veröffentlichten Bücher durch die AutorInnen finanziert werden, was ja dem Konzept mancher SelfPublishing-Dienstleister sehr ähnlich ist), sondern, dass sie den Eindruck erwecken möchten, klassische Publikumsverlage zu sein, jedoch dessen Leistungen nicht oder nur teilweise erbringen. Dahinter steckt eine Absicht zur Täuschung – und das ist das große Problem! Auch verlangen manche dieser Unternehmen sogar mehr Geld von den AutorInnen, als wenn diese im SelfPublishing alle diese Leistungen beauftragt hätten. Am Ende des Beitrag findest du hierzu noch zwei weiterführende Links.
Wenn du mehr über die jeweiligen Veröffentlichungswege erfahren möchtest, dann lege ich dir ans Herz, Mitglied in der KinderbuchManufaktur zu werden. Wir laden regelmäßig AutorInnen als Vortragende ein, die über ihre Erfahrungen sprechen. Auch kannst du dich dann in unserer FacebookGruppe austauschen und deine Fragen stellen.
Zum Thema SelfPublishing biete ich ab Mai 2022 wieder meinen Kurs "KinderbuchTraum" an. Um mehr zu erfahren, kannst du dich gerne auf die unverbindliche Warteliste setzen.
Weiterführende Infos:
Diesen Beitrag kannst du auch als Podcast-Folge anhören (#34).
- Gast
- 13. Juli 2021
- 5 Min. Lesezeit
Von "Du kommst hier nicht rein!" zu "Schön, dass du da bist!"
Wer als Selfpublisher mit seinem Werk in den lokalen Handel möchte, der fühlt sich oft wie in der Warteschlange vor einem angesagten Club der Metropolen dieser Welt.
Wer hineingelassen wird und wer nicht, entscheidet genau eine Person. Und zwar die Person an der Tür. Manchmal erscheint die Auswahl willkürlich, manchmal ist es auf den ersten Blick klar, warum es funktioniert oder eben nicht. Ob die Gründe nachvollziehbar sind, steht auf einem ganz anderen Blatt. Und ganz genau so ist es, wenn du mit deinem Werk in den lokalen Handel möchtest. Mit diesen fünf Tipps öffnet dir der Buchkiez seine Tore. Vielleicht nicht alle, aber ganz sicher ein paar richtig coole.

1. Bevor die Party losgeht – stimme dich aufs Verkaufen ein
In der Schlange vor dem Club findet man sie garantiert: Einzelpersonen oder Gruppen, die schon beim Warten für gute Laune sorgen. Sie sind fröhlich, lachen und wirken einfach durchweg sympathisch. Und sie kommen rein, garantiert. Und deswegen ist genau dies die Rolle, die du einnehmen musst, wenn du Buchhändler:innen davon überzeugen willst, dein Buch ins Sortiment aufzunehmen. Egal, ob du so selbstsicher bist oder eigentlich nicht. Egal, ob du persönlich im Laden vorbeischaust oder anrufst, um dein Buch vorzustellen. Denn um andere von deinem Buch zu überzeugen, musst du es als erstes selber sein. Und das musst du ausstrahlen. Sei selbstbewusst und vorbereitet. Denn das Zeitfenster um zu überzeugen ist kurz und manchmal hast du nur zwei Sätze, um deinem Gegenüber zu erklären, warum genau dein Buch in ihren Regalen fehlt. Daher solltest du nach dem freundlichen "Hallo" in einem Satz formulieren können, worum es im Buch geht und warum das Thema so aktuell beziehungsweise ein Verkaufsschlager ist.

2. Präsentiere dich – das Outfit deines Buches als Eintrittskarte
Damit ist weniger deine Kleidung gemeint, als die Kluft deines Buches. Denn egal, ob du persönlich in den Läden vorbeischaust oder anrufst, du musst etwas abliefern und dort lassen. Beim persönlichen Kontakt hast du natürlich dein Buch in den Händen. Nicht in der Tasche. Der erste Blick auf dich muss auch ein Blick auf dein Buch sein. Denn schließlich gibt es euch nur im Doppelpack. Bei einem Telefonat ist die Sache etwas schwieriger, denn weder dein Buch noch du werden gesehen. In beiden Fällen kommt es aber aufs Gleiche hinaus: Biete ein Rezensionsexemplar zur Ansicht an. Ebenso eine hübsch gestaltete Präsentation im PDF-Format mit allen wichtigen Daten über das Buch (Inhalt, bibliografische Angaben, Informationen zu Autor:in und Illustrator:in). Bei einem persönlichen Termin solltest du diese Präsentation ebenfalls zum Dalassen als Printversion dabeihaben.

3. Willkommen in meinem Viertel – regionale Buchläden
Starte regional. Denn selbst Buchläden, die Selfpublishern eher kritisch gegenüberstehen, fördern gerne Künstler ihrer Stadt. Biete Lesungen oder Signierstunden an und vor allem auch die Möglichkeit dein Buch in Kommission zu nehmen. So haben die Händler:innen kein Risiko bei Nichtverkauf und kooperieren deutlich eher mit dir als bei einem Direktankauf. Im Idealfall schaffst du es, parallel die regionale Presse für dich zu gewinnen und nennst hier die Läden deiner Stadt als Bezugsquelle für dein Buch. Diese Kombi kann zu einer wunderbaren Wechselwirkung und einem super Verkaufsstart im Laden führen.

4. Ich steh auf der Gästeliste – die ersten Buchverkäufe
Ist der erste Schritt geschafft und du bist in zwei oder drei Läden vertreten, wird dies zur Eintrittskarte für die nächsten angesagten Buchparty-Locations. Denn, kaum etwas lässt Händler:innen so viel vertrauen, wie die Platzierung in den Konkurrenzregalen. Frei nach dem Motto: Wenn die das Buch haben, will ich es auch! Am besten nimmst du eine Liste deiner Kooperationspartner:innen in deine Präsentations-PDF auf und aktualisierst diese regelmäßig. Und mache Werbung für die Läden. Gib sie als Bezugsquelle auf deiner Homepage an, verlinke sie auf Social Media. Mit etwas Glück, verlinken sie dich zurück oder stellen dein Buch sogar mal bewusst in den Fokus ihres Marketings. All das hilft, neue Partner:innen von deinem Projekt zu überzeugen, vor allem überregional.

5. Lass dich nicht unterkriegen – bitte weitermachen!
Was aber, wenn der Satz „Du kommst hier nicht rein!“ ertönt. Dann frage dich nicht großartig, warum. Denn du wirst ihn oft hören. Aus den verschiedensten Gründen. Und zu viel grübeln frustriert da nur. Die einen mögen keine selbstverlegten Bücher, andere sehen dein Buch einfach nicht als passend für ihr Sortiment, andere vergessen dich bereits in dem Moment, wo das Gespräch vorbei ist und melden sich nicht mehr. Was auch immer der Grund sein mag, wollen potentielle Partner:innen, dass du ihn kennst, sagen sie ihn dir fast immer direkt. Bekommst du Floskeln oder einfach gar keine Antwort, dann ist das eben ein „(un)höfliches“ Nein. Konzentriere dich aufs Weitermachen, deine Präsentation und versuche diese kontinuierlich zu verbessern. Nach persönlicher Erfahrung können wir sagen, dass wir im Schnitt aus 15 Kontakten 1 Kooperation generieren konnten. Das bedeutet 14 NEINS stehen einem JA gegenüber. Und das kann frustrierend sein. Muss es aber nicht. Denn mit jedem Gespräch, Telefonat oder persönlichen Gespräch wirst du sicherer. Und meistens kommt auch immer genau in dem Moment, wo du nicht demotivierter sein könntest, ein neuer Deal zustande.

Und die Moral von der Geschicht‘
Ein Buch im Selbstverlag in die Läden zu bekommen, ist harte Arbeit. Und zeitintensiv. Vor allem, wenn der Kontakt telefonisch stattfindet. Denn nach jedem Gespräch werden die Präsentations-Unterlagen per E-Mail verschickt. Jetzt. Nicht in einer Stunde, nicht morgen. Denn jetzt bist noch im Kopf deines Gegenübers präsent. Und damit es so persönlich wie möglich bleibt, merke dir die Namen deiner Gesprächspartner:innen und sprich sie in deiner Mail persönlich an, bedanke dich für das freundliche Telefonat. Lege eine Liste mit den Buchläden an, mit denen du bereits Kontakt hattest. So vermeidest du versehentliche Dopplungen, kannst dir Notizen über das Gespräch machen und die Namen der Gesprächspartner:innen notieren. Nach ein bis zwei Wochen ohne Rückmeldung verschicken wir gerne einen Reminder per Mail. Allerdings hat dies uns erst einmal eine Kooperation gebracht. Haben die Händler:innen Interesse, kam der Deal immer innerhalb von etwa 48 Stunden zustande. Und mit der Zeit lernt man sogar anhand der ersten Sätze einzuschätzen, ob aus dem Kontakt eine Kooperation wird. Wir kommen also nicht umhin festzustellen: Mit der Platzierung deines Buches im Buchhandel, verhält es sich wie mit einem kurzen und netten Türsteher-Flirt vorm Club.

Gastbeitrag von Anne-Kristin Kastens, Illustrationen von Arabell Watzlawik
Anne ist freie Autorin und Redakteurin und hat gemeinsam mit Arabell, einer Illustratorin, das Buch "Herr Manfried und der Papadu" realisiert. Arabell ist außerdem Mitglied der KinderbuchManufaktur.
Weiterführende Links:
Website von Anne: www.annekristinkastens.com
Website von Arabell: www.arabellvirtuell.de
Auf dieser Seite zum Buch kannst du sehen, wie die Buchhändler von den beiden beworben werden: www.arabellvirtuell.de/portfolio/der-papadu
Willst du noch mehr über Vertriebswege und Marketing von Büchern erfahren?
Dann interessiert dich vielleicht Noras Kurs zum Thema "SelfPublishing von Kinderbüchern". Das 10-wöchige Programm startet Anfang August. Wenn du auf dem Laufenden bleiben möchtest, dann trage dich doch auf die Warteliste ein >>
- Nora
- 22. Juni 2021
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. Feb. 2024
Wenn du dich mit dem Thema Self-Publishing (Selbstverlag) beschäftigst, dann stehen die Chancen gut, dass du bereits ein Buch geschrieben hast, oder es gerade in Entstehung ist.
Wow – gratuliere!
Dann hast du bereits einen riesigen Schritt getan, nämlich mit deinem Projekt zu beginnen. Und außerdem ist es ist ja bekanntlich nie zu früh, mit der Planung für den Vertrieb eines Buches zu beginnen.
Übrigens, auch zu diesem Blog-Beitrag gibt es wieder eine Podcast-Folge!

Self-Publishing vs. traditioneller Verlag
Laut des Self-Publishing-Dienstleisters tredition werden weniger als 1% der eingereichten Manuskripte von Verlagen veröffentlicht. Ich hab mich daraufhin gefragt: Was passiert also mit den verbleibenden 99%?
Was für ein riesiges Potenzial, wenn man bedenkt, dass Verlage jährlich 71.000 Neuerscheinungen alleine in Deutschland publizieren! Denn dann sind min. 100x so viele Manuskripte im Umlauf, also über 7 Mio.!
Gleichzeitig nähert sich die Anzahl der im Self-Publishing erschienen Titel jener der traditionellen Verlage. Umgerechnet wären das dann ebenfalls rund 1% Anteil an der Gesamtzahl der Manuskripte.
Ich selbst habe nie darüber nachgedacht, mein Manuskript bei einem Verlag einzureichen, denn mich hat von Anfang an das Gesamtprojekt „Buch“ gereizt.
Solltest du dich aber mit der Frage auseinandersetzen, auf welchem Wege du dein (nächstes) Buch veröffentlichst, dann stelle dir zuerst die folgenden Fragen:
1. Bist du bereit, den Weg konsequent weiterzugehen?
Du hast eine Idee, an die du glaubst, vielleicht hast du sogar schon ein komplettes Buch geschrieben, und dann willst du einfach so aufgeben, weil es in kein Verlagsprogramm gepasst hat oder weil du Angst vor der Herausforderung hast? Wenn du denkst, dass dein Buch gut genug ist, dass eine fremde Firma darin investieren sollte, warum bist du denn selbst nicht dazu bereit?
Dafür kann es im Wesentlichen drei Gründe geben:
· kein Geld
· keine Zeit
· Ängste oder mentale Barrieren
Aber lass dir sagen, dass es zu alle diese Gründen Lösungen gibt. Und ja, das erste Buch ist das härteste – mit jedem weiteren wird es ein Stück leichter!
2. Bist du professionell genug?
Als Self-Publisher musst du die eine oder andere Manager-Qualität mitbringen. Das bedeutet, dass du nicht nur die bestmögliche Version deines Buches schreibst, sondern diesen Qualitätsanspruch in allen relevanten Bereichen des Verlegens mitbringen solltest: bei der Grafik, beim Druck, beim Marketing... Gleich vorweg, es geht nicht um Perfektion!
Denn die ist, wie wir alle wissen, ein Kreativitäts- und Umsetzungskiller. Nein, es geht um dein Mindset (Geisteshaltung): Du musst den Anspruch, den du gegenüber den Inhalten deines Buches hast, auch in den anderen Leistungsbereichen anwenden.
Oder anders gesagt: Ist es das Buch wert, dass es verlegt wird, dann solltest du nicht ausgerechnet bei der Umsetzung und Vermarktung schlampig sein. Wenn du dir das absolut nicht zutraust, dann solltest du auf Verlagssuche gehen.
3. Willst du die volle Kontrolle über dein Buch?
Das war für mich persönlich der wichtigste Grund, mein Buch selbst umzusetzen. Ich hatte damals noch nicht den Hauch einer Ahnung, welche Tätigkeiten ein Verlag ausführt, ich wusste nur, dass ich mein Buch so umsetzen wollte, wie ich es mir vorstellte. Ich wollte von niemandem abhängig sein, ich wollte nicht, dass jemand anderer über die Illustrationen entschied. Ich wollte sehen, wie es ankommt, wenn ich alle Entscheidungen selbst treffe. Und mich reizte die Herausforderung!
Je wichtiger es dir ist, bei Titel, Illustration und auch Inhalt die Kontrolle zu haben, desto eher eignet sich Self-Publishing für dich.
4. Welche Rolle spielt die Zeit?
Ein spannender Aspekt ist der Faktor Zeit, denn er kann in beide Richtungen eine Rolle spielen: Wenn du als Self-Publisher agierst, kannst du auf der einen Seite viel schneller publizieren, oder dir eben auf der anderen Seite – ganz nach deinem Rhythmus – entsprechend Zeit lassen, ohne dass jemand auf dich Druck ausübt.
Gerade bei Trend-Themen kann es ein Riesenvorteil sein, selbst zu verlegen, denn Verlage haben einen viel längeren Zyklus von 1,5-2 Jahren.
5. Hast du bereits Kunden oder Fans?
Ein Löwenanteil der Verlagstätigkeit ist die Vermarktung deines Buches. Wenn du aber bereits in einem bestimmten Bereich bekannt bist bzw. schon eine Community aufgebaut hast – Kunden, Fans, Follower, Mail-Verteiler .... –, dann hast du selbst den besten Zugriff auf potenzielle Buchkäufer. Selbst wenn du in einer Nische agierst, die einem Publikumsverlag vielleicht nicht attraktiv erscheint, kann es für dich als Self-Publisher lukrativ sein.
Beispiel: Du bist Ernährungsberaterin, spezialisiert auf die Ernährung in den ersten Lebensjahren. Wenn du ein entsprechendes Kochbuch herausbringst, kannst du es all deinen Kunden empfehlen. Vielleicht hast du ja auch sogar schon einige Follower auf deinen Social Media-Kanälen, dann kannst du das Buch auch dort promoten. Und hast du das erste Kochbuch erst einmal gemacht, dann sind das zweite und dritte umso leichter!
6. Bist du bereit zu investieren bzw. ist es dir überhaupt möglich?
Die Gestaltung und Vermarktung eines Buches kostet Geld – und das musst du in die Hand nehmen, bevor du das erste Buch verkaufen konntest. Hier geht es im Wesentlichen um Lektorat, Grafik, ev. Druck, ev. Lagerung und Marketing. Die Summe, die du investierst, entspricht deinem verlegerischen Risiko.
Bei Kinderbüchern solltest du mit Herstellungskosten von € 2.000,- aufwärts rechnen – je nach Illustrations- und Druckaufwand –, allein für das Buch. Mein erstes Buch, SISI, hat über € 7.000,- gekostet, allerdings habe ich da auch viele Anfänger-Fehler gemacht. KLIMT war noch teurer, aber hier hatte ich das Glück, mit einem preisgekrönten Illustrator, Peter Diamond, zusammenzuarbeiten, und das war es mir wert! Das hatte aber auch zur Folge, dass ich das Budget für MARIA THERESIA deutlich zurückgeschraubt habe – sie musste mit weniger als der Hälfte auskommen und hatte daher auch keine farbigen Illustrationen.
Es sei aber gesagt, dass ich meine Bücher immer im Voraus drucken lasse, also kein POD (Print On Demand) nutze. Und ich habe meistens ausreichend Vorbestellungen im Vorfeld, die bereits einen guten Teil der Kosten wieder abdecken.
Wenn du – aus welchem Grund auch immer – dieses Risiko nicht tragen kannst oder willst, so musst du dich auf die Suche nach jemandem machen, der es tut – das wird vermutlich ein Verlag sein, aber auch ein Sponsor oder eine Crowdfunding-Kampagne könnte die Lösung sein.
7. Unterstützt dich dein Umfeld?
Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist dein näheres Umfeld. Wie stehen deine Familie und engen Freunde zu deinem Vorhaben? Je mehr sie deine Idee mittragen, desto leichter wird der Schritt in den Selbstverlag.
Zum einen können sie dich emotional unterstützen, zum anderen sind sie vielleicht sogar bereit, anfangs etwas mitzuhelfen oder die Werbetrommel für dich zu rühren. Ist dein Umfeld jedoch sehr konservativ geprägt und findet, dass nur ein traditionell veröffentlichtes Buch tatsächlich etwas wert ist, so wird der Weg als Self-Publisher sicherlich um einiges steiniger, wenn auch nicht unmöglich.
8. Was ist das Schlimmste, das passieren kann?
Meine absolute Lieblingsfrage, auch wenn es hier weniger darum geht, welchen Veröffentlichungsweg du einschlägst, sondern vielmehr, dass du überhaupt einen Weg einschlägst!
Das ist nämlich die Einzige, die ich mir tatsächlich bewusst selbst gestellt hatte: Was ist der Worst Case (der schlimmste Fall)? Und ganz ehrlich, ich wusste, dass ich es später mehr bereut hätte, es nicht probiert zu haben, als es getan zu haben und zu scheitern.
Denn der maximale Verlust, den du trägst, sind Geld und Zeit. Die Zeit ist jedenfalls gut investiert, da man auch wahnsinnig viel dazulernt und an der Erfahrung wächst – egal, ob sich dein Selbstverlag entwickelt oder nicht.
Natürlich, nur weil man eine Idee hat und sein Bestes gibt, heißt das nicht, dass es gelingt.
Aber um seinen Traum zu leben, muss man Risiken eingehen und definitiv muss man sich aus seiner Komfort-Zone bewegen ;-)

Fazit:
Klar, ob man als Self-Publisher etwas taugt oder nicht, ist auch eine Typ-Frage, aber es spielen ebenfalls einige externe Faktoren eine Rolle: Zeit, Geld, dein Umfeld oder die Tatsache, ob du bereits auf potenzielle Käufer zugreifen kannst. In jedem Fall wird es sich aber lohnen, wenn du dir die acht genannten Fragen spätestens bei Fertigstellung deines Manuskriptes stellst.
Denn das Wissen um die Antworten wird dich stärken:
Es lässt dich z.B. an einer Verlagsabsage weniger verzweifeln oder eben hartnäckiger um einen Vertrag kämpfen, falls du für dich entschieden hast, dass dies der bessere Weg für dich ist. Womöglich erkennst du aber auch, dass Self-Publishing genau dein Ding ist, und du direkt jetzt diesen Weg einschlagen möchtest.
In jedem Fall gewinnst du Klarheit. Und denk immer an die geschätzten 98% aller Manuskripte, die nicht veröffentlicht werden!