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  • 17. Aug. 2021
  • 9 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 19. Mai 2024

Hörst du lieber zu, als zu lesen? Dann hör dir einfach die passende Podcast-Folge an >>



Heute dreht sich die Folge um das Thema Recherche.


Auch wenn du kein Sachbuch schreibst, solltest du die Recherche in deinem Buchprojekt nicht vernachlässigen, denn sie erfüllt vielfältige Funktionen: Sie kann dich motivieren, weil du dazulernst und dich in deinem Thema (noch) sattelfester fühlst, oder sie hilft dir dabei, dich in dein Thema hineinzufühlen. Sie ist jedenfalls entscheidend für die Qualität deines Buches.

Daher gebe ich dir heute ein paar Tipps, wie du deine Recherche gestalten kannst, um effizient zu arbeiten und für dein Projekt und dich am Meisten rauszuholen.


Ich persönlich liebe sie, die Recherche!

Ich kann mich so richtig hineintigern! Ich liebe es, Neues zu lernen, in ein Thema einzutauchen – sei es für ein Buch oder z.B. für den Podcast. Auch, wenn ich viel aus meiner eigenen Erfahrung schöpfen kann, so lese ich zu jedem Thema sicherlich in mindestens drei Büchern nach, durchforste Blogs oder andere Podcasts, um mich inspirieren zu lassen, und schließlich jene Aspekte herauszufiltern, die ich für wichtig halte

Zuerst einmal möchte ich ein Bewusstsein dafür schaffen, wie präsent Recherche eigentlich bei uns Autoren ist bzw. sein sollte. Egal welchem Thema du dich näherst, in dem du dich nicht auskennst, die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass du einmal mit einer Runde Recherche beginnst.


Zwei Arten von Recherche für Kinderbücher,

die beim Verfassen eine Rolle spielen, möchte ich hervorheben:


1. Jene, bei der du dich mit deiner Zielgruppe, deinen Lesern (= Kinder) befasst und in ihre Welt eintauchst (Bücher, aber auch andere Medien, Themen, Verhaltensweisen, Probleme, Alltag in der Schule...)


2. Jene, in der du dich fundiert mit einem Thema auseinandersetzt, um es für dein Buch zu verwenden (Inhalte finden und Inhalte überprüfen)


In meiner Reihe JULIE GEHT INS MUSEUM veröffentliche ich Biografien und Bücher über geschichtliche Ereignisse. Es sind erzählende Sachbücher, d.h. dass die ganzen Informationen in einen größeren Kontext, eine Rahmengeschichte, eingebettet sind. Dennoch muss der Inhalt korrekt sein, und wird zum überwiegenden Teil vom Ergebnis meiner Recherche gespeist.

Wenn es um den konkreten Prozess geht, habe ich wirklich intensiv nachdenken müssen, um mir bewusst zu machen, wie ich das bei meinen Büchern eigentlich angehe. Ich hoffe, die einzelnen Etappen sind so für dich nachvollziehbar.


Schritt 1: Den Rahmen stecken

Der erste Schritt ist ein wenig wie der Beginn einer archäologischen Ausgrabung: Du musst schon in etwa ein Gebiet abstecken, in dem du beginnst, zu buddeln. Es ist schlichtweg nicht sinnvoll oder leistbar, ganze Erdteile umzuackern. Ähnlich ist es mit der Recherche – steckst du kein Gebiet ab, so wirst du Zeit, Motivation und vielleicht auch Geld verlieren.

Aber keine Angst, führt dich deine Suche schließlich doch noch in eine andere Richtung, so ist nichts in Stein gemeißelt, du kannst deine Recherche dann immer noch in eine neue Richtung lenken.

Schränke dein Suchfeld also vorerst einmal grob ein, d. h.:

  • Konkretisiere dein Thema bzw. deine Fragestellung – je genauer du weißt, worüber du schreiben willst, desto eher wirst du konkrete und brauchbare Antworten finden; bleibst du zu allgemein, wirst du von der Fülle an Material womöglich erschlagen ...

  • Davor oder danach hast du dir überlegt, was du mit deinem Buch eigentlich erreichen möchtest – z.B. Wissen weiterzugeben, zum Denken anzuregen, zum Lachen zu bringen usw.; was diesem Ziel nicht dient, muss auch nicht ins Buch, und somit auch nicht recherchiert werden

  • Überlege, welchen Einfluss die Wahl deiner Zielgruppe auf die Inhalte hat: In "KRIEGE gehören ins Museum" schreibe ich über Kampf, Verwundung und Tod, nichts desto trotz kann ich das nicht einfach so realistisch darstellen und alles einbringen, was es an Fakten hierzu gibt – das Alter der Leser setzt mir Grenzen; solche könnten aber auch z. B. das Vorwissen oder die Einstellung der Leser sein

  • Welche Art von Buch schreibst du? Wie genau und faktentreu muss der Inhalt sein? Ist es ein Sachbuch oder geht es nur um einige wenige Details in deinem Fantasy-Roman? Das Genre definiert die notwendige Korrektheit und Tiefe an Informationen, aber auch die Toleranz des Lesers gegenüber Ungenauigkeiten.

Schritt 2: Die offene Recherche

Ich nenne das so, damit klar ist, dass du dich hier treiben lassen kannst und sollst. Sei offen für Neues, sei neugierig! Aus meiner Sicht dient diese Etappe den folgenden Zielen:

  • dass du dir einen Überblick über das Thema verschaffst,

  • dass du die großen Unterthemen identifizierst und wie sie untereinander zusammenhängen,

  • dass du eventuell dein Halbwissen oder deine Vorurteile zu diesem Thema kritisch hinterfragst, und

  • dass du interessante Geschichten und Details entdeckst, die dein Buch erst so richtig spannend machen.

Fliege wie eine Biene von einer Blume zur nächsten und schau, welche dir „schmeckt“. Wo bleibst du hängen und weshalb? Welche Quellen erschließen dir neue Perspektiven und neues Wissen. Welche Details könnten deiner Geschichte das gewisse Etwas verleihen?


Du kannst dich in jeder Hinsicht treiben lassen, nur nicht bei der Organisation deiner Unterlagen. Hier solltest du bereits ein Ablagesystem haben bzw. eine Aufstellung über die Quellen, damit du die Inhalte auch wiederfindest, wenn du sie brauchst.

Oftmals ist es nämlich so, dass du später eben doch noch eine Kleinigkeit nachsehen musst, auch wenn du noch so viele Notizen gemacht hast.


Überprüfe von Zeit zu Zeit, ob du dich noch im gesteckten Rahmen von Schritt 1 bewegst. Falls nicht, hinterfrage einfach, ob dieser neue Weg eine weitere Recherche wert sein könnte, oder ob du einfach nur unaufmerksam warst und abgeschweift bist.


Bei mir sieht diese Phase so aus:

Ich suche mir ein paar Bücher oder Dokumentationen, die mir über das Thema erstmal einen Überblick geben – dabei spielt die faktische Korrektheit der Quelle noch eine untergeordnete Rolle. Anhand dessen kann ich jedenfalls schon interessante Bausteine identifizieren, in deren Richtung ich weitersuchen möchte.


Dann beginne ich mit der eigentlichen Recherche, und nutze dabei Quellen, die ich für seriös halte. Für die offene Recherche lasse ich mir bei meinen Büchern mindestens einen Monat Zeit.


Aus dem entdeckten Material entwickelt sich bald ein Bild, aus denen sich die großen Brocken meiner Geschichte herauskristallisieren.


Schritt 3: Der Plot

Es gibt einen Punkt, an dem du das Gefühl hast, kaum mehr wesentlich Neues zu entdecken. Nun ist es an der Zeit, all das gewonnene Wissen zu organisieren – und zwar in Bezug auf deinen gesteckten Rahmen: Wie willst du dein Buch aufbauen?

Du solltest einen roten Faden entwickeln und grob wissen, welche Inhalte du verwenden möchtest. Daraus ergibt sich der Plot (der Verlauf der Geschichte) bzw. die Kapitel deines Titels. Behalte dabei deine Zielsetzung im Auge: Was ist das Wesentliche, dass du dem Leser mitgeben willst?


An diesem Punkt weiß ich z. B. welche Themenblöcke ich in meine Geschichte packen möchte – das sind dann meist auch schon die Kapitel.

Ich weiß, welche Inhalte in welches dieser Kapitel einfließen und habe auch eine Ahnung, wie sich die Übergänge vom einen zum nächsten gestalten, da ich den roten Faden meiner Geschichte kenne.

Die Struktur habe ich meist sehr schnell. Sie steht innerhalb eines Tages, allerdings überarbeitet ich sie eventuell nochmals im Laufe des Recherche-Prozesses. Solange ich hier nicht sicher bin und der Aufbau nicht fix ist, fange ich nicht an, zu schreiben.


Schritt 4: Die erste Verdichtung

Das ist eine Geschmacksache und hängt sicherlich auch vom Umfang und der Komplexität des Projektes ab. In meinen Büchern geht es darum, komplexe Informationen zu verdichten, stark zu vereinfachen und für Kinder verständlich zu machen. Dazu benötige ich einen Zwischenschritt, und erstelle eine erste Zusammenfassung jener Inhalte, die ich in mein Buch übernehmen möchte. Und ich mache das tatsächlich handschriftlich!


Das mag ineffizient wirken – ich bin mir auch noch nicht sicher, ob das selbst für mich der Weisheit letzter Schluss ist – aber ich glaube, es hilft mir beim Prozess. Und solange es mir dienlich erscheint, behalte ich es bei.

Nochmals: Das ist ganz individuell – und wenn du mit deinen recherchierten Inhalten nur Details deiner Geschichte ausschmückst, oder dein eigenes Wissen überprüfen willst, dann wirst du an dieser Stelle keine Zusammenfassung benötigen.


Schau einfach, was für dein Projekt und dich selbst passt.


Schritt 5: Die strukturierte Recherche

Hast du die Fülle an Informationen, die du in Schritt 2 gesammelt hast, in Schritt 3 in Form gebracht, so kannst du nun auch erkennen, wo es noch Lücken gibt. Diese offenen Fragen kannst du nun klären. Aber Achtung, recherchiere nur mehr ganz konkret, und achte darauf, nicht wieder in die Phase der offenen Recherche zurückzufallen.


Zu diesem Zeitpunkt ist deine Recherche-Phase eigentlich schon fast beendet. Sollte es sich nur mehr um Details handeln, bist du vermutlich sogar schon dabei, mit dem Schreibprozess zu starten.


An diesem Punkt quillt mir das Thema meist schon bei den Ohren raus und ich brauche eine Pause. Dann arbeitet es in meinem Kopf weiter und die Geschichte bzw. Passagen daraus entwickeln sich in meinen Gedanken. Dann beginne ich mit dem Schreiben.


Es kostet mich immer einiges an Überwindung, weil ich weiß, wieviel Arbeit auf mich zukommt. In meinem Fall liegt die größte Herausforderung nicht beim Schreiben, sondern in der Verarbeitung der Informationen. Manchmal dauert es also ein wenig, bis ich mich tatsächlich an den Schreibtisch setze, aber es wird von Mal zu Mal besser. Bilde ich mir zumindest ein.


In meinen beiden Teilen von "KRIEGE gehören ins Museum" behandle ich 400 Jahre Kriegsgeschichte. Natürlich schreibe ich nicht über jede Auseinandersetzung, die es in diesem Zeitraum gab. Sondern ich habe einzelne Geschehnisse ausgewählt, die jedes für sich genommen einzigartig waren und spannendes Erzähl-Material boten: der Dreißigjährige Krieg, die Türkenbelagerung von Wien, der Siebenjährige Krieg, die Napoleonischen Kriege, der 1. und der 2. Weltkrieg. Hinzu kommen zahlreiche Zusatz-Infos, die ich in Art Info-Boxen und Zusatzkapiteln packe.


Ich habe also den eben erwähnten Prozess insgesamt sechs Mal durchlaufen.

Dieses Projekt ist schon besonders umfangreich, und es kann gut sein, dass ich mich danach erst einmal um andere Projekte als um einen nächsten Titel in der Serie kümmern werde ... Vielleicht mache ich ein Bilderbuch über ein Einhorn. Das klingt nach wenig Recherche!



Qualität der Quellen


Es gibt zahlreiche Quellen, die du für deine Recherche nutzen kannst. Folgende kannst du typischerweise an deinem Arbeitsplatz durchsuchen:

  • Bücher

  • Zeitungen und Magazine

  • Online Recherche inkl. Online-Datenbanken

  • Dokumentationen und Reportagen

  • Podcasts, Radio-Beiträge o. Ä.

Was du an Quellen nicht im Handel kaufen oder online lesen bzw. sehen kannst, das findest du vielleicht in der öffentlichen Bücherei, der Nationalbibliothek, bei der Gemeinde, in Museen und Archiven, bei Vereinen, auf Uni-Instituten. Je nach Thema kann dies bei dir um die Ecke oder am anderen Ende der Welt sein ... Beziehe diesen Fakt also in deine Überlegungen – und ggf. in deine Kostenkalkulation – mit ein.


Solltest du dir die Recherche in Neuseeland nicht leisten können, und du auch sonst wenig Erfahrung mit dem Land aufweisen, so könnte es sinnvoller sein, deine Geschichte in den Alpen spielen zu lassen. Not macht durchaus erfinderisch.


Ganz besonders toll ist es, wenn man die Gelegenheit hat, Personen zu interviewen, die entweder Experten, Zeitzeugen oder sonst wie Betroffene sind. Denn sie erzählen üblicherweise Geschichten – und das ist ja genau das, was du auch möchtest.

Übrigens habe ich mich bewusst dagegen entschieden, ein Quellenverzeichnis bei meinen Büchern anzuführen. Bei mir steht eben die Geschichte – die Story – im Vordergrund. Für Kinder sind die Quellen unerheblich – sie Fragen ihre Eltern oder Lehrer, die dann ggf. weiter recherchieren. Mein Ziel ist es, den Kindern erstes Wissen mitzugeben und sie zum kritischen Denken anzuregen.

Zuletzt habe ich, wie versprochen, noch eine Handvoll weiterer Tipps für dich zusammengestellt:

  • Gesunde Skepsis: Egal welche Quelle du nutzen möchtest, du solltest sie immer hinterfragen. Unser Hausverstand ist ein mächtiges Instrument! Dort, wo es dafür zu spezifisch oder kompliziert wird, und man nur noch mit Expertenwissen weiterkommt, dort gibt es die 3er-Regel: Deine Quelle sollte durch drei weitere ernstzunehmende und unabhängige Ressourcen überprüfbar sein.

  • Die „Lücken“ sind deine Chance! Am Liebsten sind mir fast die Geschichten, die nicht überprüfbar sind, denn sie geben dir die Möglichkeit, selbst kreativ zu werden. Handelt es sich bei deinem Buch um einen Roman, so tobe dich aus! Bei einem Sachbuch sollte klar sein, dass du von den Fakten abweichst. Ich selbst erwähne dann immer, dass es Theorien sind, über die ich spreche.

  • Bildmaterial nicht vergessen – bei Kinder-Sachbüchern organisiert sich oft der gesamte Inhalt rund um das Bildmaterial! Übrigens funktioniert es auch umgekehrt: Aus Bildern lassen sich sehr viele Informationen ablesen und sie können oft viel mehr für die Atmosphäre eines Textes tun, als jedes andere Material (mit Ausnahme von Video).

  • Versuche die Motivation, den Schwung, die du bei der Recherche erlebst, mit in den Schreibprozess zu nehmen – das kannst du auch tatsächlich so machen, dass du dir immer wieder jene Quellen und Geschichten herholst, die dich besonders inspiriert und begeistert haben. Mir ging es bei der Türkenbelagerung und den Napoleonischen Kriegen so. Ich fand das Thema so spannend oder überwältigend, dass ich meinem Freund immer wieder die Stories erzählt habe, von denen ich gelesen hatte. Beim Schreiben habe ich dann versucht, diese Faszination rüberzubringen.

  • Das ist eine Möglichkeit, die ich selbst nur sehr bedingt habe: Aber versuche so viel es geht, selbst zu erleben. Möchtest du über einen bestimmten Ort schreiben? Dann gehe auf Reisen! Oder verfasst du ein Kochbuch über eine bestimmte Diät? Dann solltest du die Rezepte selbst ausprobiert und die Diät gemacht haben. So überprüfst du nicht nur die Fakten, sondern kannst das Thema auch mehr „fühlen“. Das wird der Leser spüren.

  • Wenn möglich (und je nach Wichtigkeit für dein Buch), lass deine Inhalte von einem Experten überprüfen. Ich habe mehrmals mit Museen zusammengearbeitet, die meine Texte auf die historische Korrektheit hin lektoriert haben. Gerade bei Kinderbüchern findet sich sicherlich jemand, der bereit ist, dich zu unterstützen! Manchmal reicht eine Danksagung, ein paar kostenlose Exemplare und / oder eine Flasche Wein als Dankeschön schon aus. Trau dich ruhig, zu fragen.

  • Last but not least: Nimm deine Zielgruppe ernst! Mit einer sorgfältigen Recherche zeigst du Respekt. Du hast Zeit und Mühe in Kauf genommen, um das bestmögliche Ergebnis für dein Buch zu erzielen.

Fazit:


Je nachdem, was für ein Buch du schreiben möchtest bzw. schreibst, wird die Recherche-Phase mehr oder weniger Zeit und Energie in Anspruch nehmen. Unabhängig davon solltest du sie aber jedenfalls ernst nehmen und dich entsprechend organisieren. Denn tendenziell wird der Aufwand eines Buchprojektes eher unter- als überschätzt. Mir ging es nicht anders – eigentlich geht es mir immer noch so, aber ich glaube das ist eine perfide Form des Selbstbetrugs!

In jedem Fall wird es der Qualität deines Titels nicht abträglich sein, wenn du sorgfältig recherchierst. Aber vergiss dabei nicht, dich auf das zu konzentrieren, das deiner Zielsetzung dienlich ist. Alles andere kannst du weglassen.


  • Katrin
  • 26. Juli 2021
  • 1 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 20. Sept. 2023

Cally Stronk arbeitet seit zehn Jahren hauptberuflich als Kinderbuchautorin und lebt und arbeitet mit ihrem Mann (Christian Friedrich, ebenfalls Kinderbuchautor) und ihren zwei Katzen in Berlin, wo sie an der Universität der Künste Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation studiert hat.

Cally Stronk Mentorin KinderbuchManufaktur

Ob elfenhafte Umweltserie (Leonie Looping, Ravensburger Verlag), schräg-skurriler Comic-Roman zum Thema Mobbing, Selbstfindung und erste Liebe („Unheimlich peinlich, das Tagebuch der Ruby Black“, dtv Verlag) oder interaktive Rätselkrimi-Serie für Kleine („Die Jagd nachdem magischen Detektivkoffer“, Ravensburger Verlag) und Große („Die drei ???“, Kosmos Verlag) – Cally liebt es, Geschichten für Kinder in verschiedenen Altersgruppen zu schreiben und neue Formate zu entwickeln. Zahlreiche ihrer Bücher wurden übersetzt und ausgezeichnet.


Für ihren Erstleser „Theo und der Mann im Ohr“ (Ravensburger Verlag) wurde ihr 2019 von einer Kinderjury aus über 300 Kindern der Preuschhofpreis für Kinderliteratur verliehen.



Cally ist es wichtig, Bücher zu schreiben, die Kindern Spaß machen, sie zum Lesen motivieren und ganz nebenbei Werte vermitteln.


Zusammen mit Christian Friedrich verrät sie im LeseEulenPodcast Kindern, wie aus einer Idee ein Buch wird, wie man gute Geschichten schreibt und wie man Autor oder Autorin werden kann. Zudem gibt sie Schreibwerkstätten für Kinder und Jugendliche und coacht Erwachsene bei ihren Buchprojekten.


Entdecke mit Cally Stronk im August in Live Workshops der KinderbuchManufaktur Antworten auf die Fragen:


"Für wen schreiben wir? Und welche Bedeutung haben dabei Kinderbuchformate und Zielgruppen?"


Du möchtest direkt bei Cally vorbeischauen? Im Internet findest du sie unter callystronk.blogspot.com mit Einblicken in ihre aktuellen Buch- und sonstigen Kreativprojekte.




Aktualisiert: 13. Feb. 2024


Wenn du dich mit dem Thema Self-Publishing (Selbstverlag) beschäftigst, dann stehen die Chancen gut, dass du bereits ein Buch geschrieben hast, oder es gerade in Entstehung ist.


Wow – gratuliere!

Dann hast du bereits einen riesigen Schritt getan, nämlich mit deinem Projekt zu beginnen. Und außerdem ist es ist ja bekanntlich nie zu früh, mit der Planung für den Vertrieb eines Buches zu beginnen.

Übrigens, auch zu diesem Blog-Beitrag gibt es wieder eine Podcast-Folge!



Self-Publishing vs. traditioneller Verlag

Laut des Self-Publishing-Dienstleisters tredition werden weniger als 1% der eingereichten Manuskripte von Verlagen veröffentlicht. Ich hab mich daraufhin gefragt: Was passiert also mit den verbleibenden 99%?

Was für ein riesiges Potenzial, wenn man bedenkt, dass Verlage jährlich 71.000 Neuerscheinungen alleine in Deutschland publizieren! Denn dann sind min. 100x so viele Manuskripte im Umlauf, also über 7 Mio.!

Gleichzeitig nähert sich die Anzahl der im Self-Publishing erschienen Titel jener der traditionellen Verlage. Umgerechnet wären das dann ebenfalls rund 1% Anteil an der Gesamtzahl der Manuskripte.


Ich selbst habe nie darüber nachgedacht, mein Manuskript bei einem Verlag einzureichen, denn mich hat von Anfang an das Gesamtprojekt „Buch“ gereizt.

Solltest du dich aber mit der Frage auseinandersetzen, auf welchem Wege du dein (nächstes) Buch veröffentlichst, dann stelle dir zuerst die folgenden Fragen:

1. Bist du bereit, den Weg konsequent weiterzugehen?

Du hast eine Idee, an die du glaubst, vielleicht hast du sogar schon ein komplettes Buch geschrieben, und dann willst du einfach so aufgeben, weil es in kein Verlagsprogramm gepasst hat oder weil du Angst vor der Herausforderung hast? Wenn du denkst, dass dein Buch gut genug ist, dass eine fremde Firma darin investieren sollte, warum bist du denn selbst nicht dazu bereit?

Dafür kann es im Wesentlichen drei Gründe geben:

· kein Geld

· keine Zeit

· Ängste oder mentale Barrieren


Aber lass dir sagen, dass es zu alle diese Gründen Lösungen gibt. Und ja, das erste Buch ist das härteste – mit jedem weiteren wird es ein Stück leichter!


2. Bist du professionell genug?

Als Self-Publisher musst du die eine oder andere Manager-Qualität mitbringen. Das bedeutet, dass du nicht nur die bestmögliche Version deines Buches schreibst, sondern diesen Qualitätsanspruch in allen relevanten Bereichen des Verlegens mitbringen solltest: bei der Grafik, beim Druck, beim Marketing... Gleich vorweg, es geht nicht um Perfektion!

Denn die ist, wie wir alle wissen, ein Kreativitäts- und Umsetzungskiller. Nein, es geht um dein Mindset (Geisteshaltung): Du musst den Anspruch, den du gegenüber den Inhalten deines Buches hast, auch in den anderen Leistungsbereichen anwenden.


Oder anders gesagt: Ist es das Buch wert, dass es verlegt wird, dann solltest du nicht ausgerechnet bei der Umsetzung und Vermarktung schlampig sein. Wenn du dir das absolut nicht zutraust, dann solltest du auf Verlagssuche gehen.


3. Willst du die volle Kontrolle über dein Buch?

Das war für mich persönlich der wichtigste Grund, mein Buch selbst umzusetzen. Ich hatte damals noch nicht den Hauch einer Ahnung, welche Tätigkeiten ein Verlag ausführt, ich wusste nur, dass ich mein Buch so umsetzen wollte, wie ich es mir vorstellte. Ich wollte von niemandem abhängig sein, ich wollte nicht, dass jemand anderer über die Illustrationen entschied. Ich wollte sehen, wie es ankommt, wenn ich alle Entscheidungen selbst treffe. Und mich reizte die Herausforderung!


Je wichtiger es dir ist, bei Titel, Illustration und auch Inhalt die Kontrolle zu haben, desto eher eignet sich Self-Publishing für dich.


4. Welche Rolle spielt die Zeit?

Ein spannender Aspekt ist der Faktor Zeit, denn er kann in beide Richtungen eine Rolle spielen: Wenn du als Self-Publisher agierst, kannst du auf der einen Seite viel schneller publizieren, oder dir eben auf der anderen Seite – ganz nach deinem Rhythmus – entsprechend Zeit lassen, ohne dass jemand auf dich Druck ausübt.


Gerade bei Trend-Themen kann es ein Riesenvorteil sein, selbst zu verlegen, denn Verlage haben einen viel längeren Zyklus von 1,5-2 Jahren.


5. Hast du bereits Kunden oder Fans?

Ein Löwenanteil der Verlagstätigkeit ist die Vermarktung deines Buches. Wenn du aber bereits in einem bestimmten Bereich bekannt bist bzw. schon eine Community aufgebaut hast – Kunden, Fans, Follower, Mail-Verteiler .... –, dann hast du selbst den besten Zugriff auf potenzielle Buchkäufer. Selbst wenn du in einer Nische agierst, die einem Publikumsverlag vielleicht nicht attraktiv erscheint, kann es für dich als Self-Publisher lukrativ sein.


Beispiel: Du bist Ernährungsberaterin, spezialisiert auf die Ernährung in den ersten Lebensjahren. Wenn du ein entsprechendes Kochbuch herausbringst, kannst du es all deinen Kunden empfehlen. Vielleicht hast du ja auch sogar schon einige Follower auf deinen Social Media-Kanälen, dann kannst du das Buch auch dort promoten. Und hast du das erste Kochbuch erst einmal gemacht, dann sind das zweite und dritte umso leichter!


6. Bist du bereit zu investieren bzw. ist es dir überhaupt möglich?

Die Gestaltung und Vermarktung eines Buches kostet Geld – und das musst du in die Hand nehmen, bevor du das erste Buch verkaufen konntest. Hier geht es im Wesentlichen um Lektorat, Grafik, ev. Druck, ev. Lagerung und Marketing. Die Summe, die du investierst, entspricht deinem verlegerischen Risiko.


Bei Kinderbüchern solltest du mit Herstellungskosten von € 2.000,- aufwärts rechnen – je nach Illustrations- und Druckaufwand –, allein für das Buch. Mein erstes Buch, SISI, hat über € 7.000,- gekostet, allerdings habe ich da auch viele Anfänger-Fehler gemacht. KLIMT war noch teurer, aber hier hatte ich das Glück, mit einem preisgekrönten Illustrator, Peter Diamond, zusammenzuarbeiten, und das war es mir wert! Das hatte aber auch zur Folge, dass ich das Budget für MARIA THERESIA deutlich zurückgeschraubt habe – sie musste mit weniger als der Hälfte auskommen und hatte daher auch keine farbigen Illustrationen.


Es sei aber gesagt, dass ich meine Bücher immer im Voraus drucken lasse, also kein POD (Print On Demand) nutze. Und ich habe meistens ausreichend Vorbestellungen im Vorfeld, die bereits einen guten Teil der Kosten wieder abdecken.


Wenn du – aus welchem Grund auch immer – dieses Risiko nicht tragen kannst oder willst, so musst du dich auf die Suche nach jemandem machen, der es tut – das wird vermutlich ein Verlag sein, aber auch ein Sponsor oder eine Crowdfunding-Kampagne könnte die Lösung sein.


7. Unterstützt dich dein Umfeld?

Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist dein näheres Umfeld. Wie stehen deine Familie und engen Freunde zu deinem Vorhaben? Je mehr sie deine Idee mittragen, desto leichter wird der Schritt in den Selbstverlag.


Zum einen können sie dich emotional unterstützen, zum anderen sind sie vielleicht sogar bereit, anfangs etwas mitzuhelfen oder die Werbetrommel für dich zu rühren. Ist dein Umfeld jedoch sehr konservativ geprägt und findet, dass nur ein traditionell veröffentlichtes Buch tatsächlich etwas wert ist, so wird der Weg als Self-Publisher sicherlich um einiges steiniger, wenn auch nicht unmöglich.


8. Was ist das Schlimmste, das passieren kann?

Meine absolute Lieblingsfrage, auch wenn es hier weniger darum geht, welchen Veröffentlichungsweg du einschlägst, sondern vielmehr, dass du überhaupt einen Weg einschlägst!

Das ist nämlich die Einzige, die ich mir tatsächlich bewusst selbst gestellt hatte: Was ist der Worst Case (der schlimmste Fall)? Und ganz ehrlich, ich wusste, dass ich es später mehr bereut hätte, es nicht probiert zu haben, als es getan zu haben und zu scheitern.


Denn der maximale Verlust, den du trägst, sind Geld und Zeit. Die Zeit ist jedenfalls gut investiert, da man auch wahnsinnig viel dazulernt und an der Erfahrung wächst – egal, ob sich dein Selbstverlag entwickelt oder nicht.

Natürlich, nur weil man eine Idee hat und sein Bestes gibt, heißt das nicht, dass es gelingt.


Aber um seinen Traum zu leben, muss man Risiken eingehen und definitiv muss man sich aus seiner Komfort-Zone bewegen ;-)



Fazit:

Klar, ob man als Self-Publisher etwas taugt oder nicht, ist auch eine Typ-Frage, aber es spielen ebenfalls einige externe Faktoren eine Rolle: Zeit, Geld, dein Umfeld oder die Tatsache, ob du bereits auf potenzielle Käufer zugreifen kannst. In jedem Fall wird es sich aber lohnen, wenn du dir die acht genannten Fragen spätestens bei Fertigstellung deines Manuskriptes stellst.

Denn das Wissen um die Antworten wird dich stärken:

Es lässt dich z.B. an einer Verlagsabsage weniger verzweifeln oder eben hartnäckiger um einen Vertrag kämpfen, falls du für dich entschieden hast, dass dies der bessere Weg für dich ist. Womöglich erkennst du aber auch, dass Self-Publishing genau dein Ding ist, und du direkt jetzt diesen Weg einschlagen möchtest.

In jedem Fall gewinnst du Klarheit. Und denk immer an die geschätzten 98% aller Manuskripte, die nicht veröffentlicht werden!




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