FRAGEN AN AUTORIN DOROTHEE EVA HERRMANN
Wie bist du mit deinem Bilderbuch zum CalmeMara Verlag gekommen? Hast du eine Bewerbung geschrieben und wenn ja, Kannst du uns einen kleinen Einblick geben, was diese enthalten hat?
Zur CalmeMara Verlagsfamilie kam ich über eine Freundin aus meiner Jugend, Mandy, die mir seit Jahren mit ihren Kindern hilft, meine Werke noch besser zu machen. (Ihre Kinder sind fleißige Probeleser und Ideengeber!) Jedenfalls schrieb Mandy mir vor ca. einem Jahr, dass ihre Bekannte Iris bei CalmeMara Kinderbücher veröffentlichen würde. Also kontaktierte ich Iris und schaute ich mir den Verlag online an.
Und siehe da, es war nicht „irgendein“ weiterer Kinderbuchverlag, sondern er war einem Gnadenhof angegliedert- Das passte doch für mein Glücksschwein! Ihr müsst wissen, lange Jahre hatte das Manuskript vom unglücklichen Glücksschwein immer wieder Agenten und Verlagen gefallen, doch entschlossen hatte sich bisher niemand, dem Schweinchen ein Zuhause zu geben.
Und genau das ist es, was sich mein Glücksschwein in der Geschichte wünscht, denn in der Stadt war es gehetzt, gestresst und unglücklich. Es wollte keinen Luxus, keinen Tand und Ruhm, sondern einfach „schweinegerecht“ leben: „Ich wünsche mir eine Matschpfütze. Einen Trog dran mit Futter drin. Im Stall ein paar Tiere für einen Schwatz. Über mir den blauen Himmel und einen Birnbaum. So!“ Doch es wusste nicht wohin. Bisher wollte niemand das Glücksschwein aufnehmen, obwohl es schon viele Bauern gefragt hatte. „Ach du armes Schwein“, sagte die Glücksfee.“ „Und dann“, fragte der Marienkäfer, hast du aufgegeben?“ „Nö“, sagte das Glücksschwein.
Aufgeben ist, wie ihr wisst, natürlich keine Option, wenn man sein Glück finden will. Und Glück, so zeigt mein Bilderbuch auf fröhliche Weise, sieht für jede und jeden anders aus. Der Marienkäfer wünscht sich, zum Mond zu fliegen. Das Glücksschwein wünscht sich eben die Matschpfütze. Und für mich bedeutet es Glück, wenn Kinderaugen dank meines Buches leuchten.
Also wurde das Exposé und das Manuskript zusammen mit Probeillustrationen und einem Stoßgebet kurzerhand digital eingetütet, und alles machte sich auf den Weg nach Bielefeld. Geduld brauchte ich kaum, denn schon nach kurzer Zeit kam die Antwort von Katharina von dem Bussche: „Heute habe ich das Vergnügen, Ihnen mit guten Nachrichten darauf zu antworten: Wir würden die Geschichte über das Glücksschwein gerne in unser Programm für 2021 aufnehmen.“
YAY! Ich konnte mein Glück kaum fassen, hatte ich noch nicht einmal das gesamte Manuskript vorgelegt. Es musste dem Verlag also wirklich, wirklich gefallen! Das geschah kurz vor Weihnachten, und ich behielt die aufregende Neuigkeit noch bis zum Familienessen für mich- auch wenn das sehr, sehr schwer fiel! Dann konnte ich es allen gleichzeitig verkünden, und die Freude war natürlich besonders groß! Das war mal ein richtig tolles Weihnachtsgeschenk für mich und eine ganz besonders gute Aussicht fürs Neue Jahr!
Wie sah und sieht die Zusammenarbeit mit dem Verlag aus?
Die Arbeiten am Glücksschwein verschoben sich noch eine kleine Weile, doch auch das erwies sich wiederum als Glücksfall! Im Frühjahr fing nämlich eine neue Lektorin beim CalmeMara Verlag an. Hannah Schenk outete sich sogleich als ein absoluter Glücksschwein-Fan!
Ihre Begeisterung und zugleich unbestechliches Adlerauge in Bezug auf Text und Bild machten die Zusammenarbeit zu einem Fest. Der echte Funke, der immer wieder von der Lektorin zur Autorin/Illustratorin und zurück sprang, machte das Buch zum Besten, was es sein konnte!
Hannah Schenk spähte noch jedes Detail aus, dass nicht ganz passte und verlor dennoch niemals einen Zacken Wertschätzung, ohne den keine Künstlerseele sich wirklich entfalten kann.
Zuerst sollte das Buch im Mai erscheinen. Doch die Lektorin traf die Entscheidung, dem Werk mehr Zeit für die Reifung und Entstehung zu lassen. Und sie hatte absolut und tausendfach Recht: Das Buch wäre in Eile nicht halb so schön und rund geworden. Es brauchte Zeit zum Wachsen und Reifen, genauso wie der Kirschbaum in meiner Geschichte, der gehegt und gepflegt wird, bis das Glücksschwein schließlich darunter liegen kann. Und so gediehen die Illustrationen mit etwas mehr Ruhe. Relativ gesehen, denn zugleich begann der Sommer mit unzähligen Workshops und Lesungen, die großteils wegen Ihr-wisst-schon-was verschoben worden waren. Doch schließlich waren alle Bilder gemalt. Aller Text geschrieben. Aller Text korrigiert, jede Dopplung aufgespürt.
Nun ging es mit Linda Mieleck an den Satz. Frau Schenk und ich traktierten die Setzerin mit unserer, sagen wir „leicht pinseligen“ Art, doch sie ertrug uns und unsere hunderttausend Änderungswünsche tapfer bis zum guten Schluss.
Und schwupp die wupp, Anfang September war es soweit, ich hielt das erste Buch in der Hand- Ein unbeschreibliches Gefühl! Schon eine Woche später war die große Premiere: Ich las das brandneue Bilderbuch auf der Bundesgartenschau in Erfurt vor einem riesigen Publikum zum allerersten Male vor. Und der Funke sprang sofort auf die kleinen und großen Zuhörer über!
Wie kamst du auf die Idee, für den Verlag ein Dankeschön zusammen zu stellen und was genau hast du dir überlegt?
Tja, wie sollte ich mich nach dieser wundervollen Zusammenarbeit nicht bei dem Verlag aus vollstem Herzen bedanken? Das war mir einfach ein tiefes inneres Bedürfnis nach dieser wundervollen Chance und Zusammenarbeit. Also fragte ich mich: Was könnte zu meinem Buch passen?
Etwas aus Klee natürlich! Meine sommerliche Kleeernte wurde zu einem Kleelikör und Kleegelee verarbeitet, in Kleeblüten-Rosa und Kleeblatt-Grün. War das schon genug Süßes? Nö! Aus rosa Schokolade gegossene Schweinchenköpfe kamen hinzu. Mit meinen Lesezeichen habe ich schon seit Jahren einige Kinder und Erwachsene erfreut. Die neuen Motive von Glücksfee, Marienkäfer und Schweinchen machten auch hier eine gute Figur.
Mit einer speziell kreierten Dankeskarte konnte ich mich noch einmal ausdrücklich bei jedem beteiligten Mitglied der CalmeMara Familie bedanken.
Und last not least habe ich Werbekarten für das Buch drucken lassen. Und wiederum hat es einen Riesenspaß gemacht, sich all das auszudenken und herzustellen. So ist es wohl einfach, wenn man für eine Sache brennt: Die Ideen fliegen einem zu und die Umsetzung fühlt sich nie nach Arbeit an. Kennen wir das nicht alle?
Ich kann wohl sagen, dass war eine runde Sache, eine rundum gelungene Zusammenarbeit- und damit meine ich nicht nur das runde Glücksschwein. Einfach saumäßig gut. Bin ich eine Glücksfee!
FRAGEN AN LEKTORIN HANNAH SCHENK
Wie kann man sich mit einem Manuskript bei euch bewerben und auf was achtet ihr bei der Bewerbung?
Manuskripte schickt man uns am besten per Email.
Wenn es sich um einen umfangreicheren Text handelt, freue ich mich über ein zusätzliches Exposé, in dem die Besonderheiten des Projekts und eine kurze Inhaltsangabe mir Orientierung bieten.
Für die äußere Form der Bewerbung gibt es keine festen Kriterien. Bewerbungen, die liebevoll gestaltet sind und konkret auf unseren Verlag und seine Besonderheiten eingehen, sehe ich mir aber tendenziell lieber und schneller an, als Bewerbungen, die unpersönlich an einen Verlagsverteiler verschickt werden und dann oft gar nicht zu uns passen.
Letztendlich sind es aber natürlich immer die Idee und die Ausarbeitung, die darüber entscheiden, ob ein Titel in die engere Wahl kommt.
Passt der Stoff zu unseren Kernthemen?
Ergänzt das Thema unser Programm auf wertvolle Weise?
Ist die Idee originell vor dem Hintergrund bisher erschienener Werke?
Solche und viele weitere Fragen huschen mir durch den Kopf, wenn ich mir die Einsendungen ansehe. Und ich höre immer auch auf meinen Bauch, mein Herz, meine Intuition – wie auch immer man das nennen möchte 😊. Springt der Funke über? Beim Glücksschwein war ich schockverliebt!
Was hat euch an der Bewerbung für das Glücksschwein überzeugt?
Beim „Glücksschwein“ hat sowohl die Gestaltung als auch der Inhalt des Konzepts überzeugt. Meine Kolleg*innen (damals war ich noch nicht Teil des CalmeMara-Teams) waren sofort angetan von DoroFees aufwendig gestalteter Bewerbung mit den wunderschönen Beispielillustrationen. Vor allem aber waren sie begeistert von diesem zuckersüßen Character und der einmalig guten Plotidee!
Meine erste „Begegnung“ mit dem Glücksschwein ereignete sich in meinem ersten Verlagsmeeting, als mir meine Kolleg*innen die geplanten Projekte vorstellten. Allein der Titel des Buches ließ mich großes Potenzial vermuten und ich wurde nicht enttäuscht:
Ein Blick in das Konzept ließ mein bilderbuchbegeistertes Herz höher schlagen: Wunderschöne, wertige Illustrationen, dichte poetische Sprache mit viel Wortwitz und ein Plot, der gleich auf mehreren Ebenen fantastisch funktioniert – das macht jede Kinderbuchlektorin wunschlos glücklich.
Wie reagiert man darauf, wenn man sich (wie in diesem Fall) mit Manuskript UND Illustration bewirbt? Verbessert das immer die Chancen? Und wie geht ihr damit um, wenn euch nur eines von beiden Elementen überzeugt?
Die Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Die meisten Kreativen haben einen Bereich, in dem sie mehr zuhause sind. In diesem Fall ist es üblich und auch sinnvoll, als Autor*in nur den Text zu schicken und als Illustrator*in nur das Portfolio. Beide zusammenzubringen macht uns als Verlag großen Spaß.
Wenn sich aber bereits ein Team aus Illustrator*in und Autor*in gefunden hat oder jemand genauso gern und gut schreibt wie illustriert – wie im Fall von Dorothee Eva Herrmann – freuen wir uns durchaus über Gesamtkonzepte.
Überzeugt uns nur eines von beiden Elementen, kommunizieren wir das ganz offen. Dann ist es an den Einsender*innen zu entscheiden, ob Sie damit leben können und wollen oder ob sie es lieber bei einem anderen Verlag versuchen.
Grundsätzlich kann ich aber Folgendes sagen und ich glaube, dass ich da auch für viele Kolleg*innen in anderen Verlagen spreche: Wenn eine Idee, ein Illustrationsstil, ein Schreibstil mich begeistert, dann spielt es keine Rolle, in welcher Kombination mich dieses Element erreicht.
Was ist euch in der Zusammenarbeit mit euren Autor*innen und Illustrator*innen wichtig?
Für uns sind unsere Autor*innen und Illustrator*innen ein Teil der CalmeMara-Familie. Deshalb legen wir viel Wert darauf, dass wir ein persönliches, wertschätzendes und offenes Verhältnis pflegen. Ich persönlich liebe es, wenn wir uns auf Augenhöhe kreative Bälle zuspielen können.
Dabei wünsche ich mir auf beiden Seiten Offenheit für Gegenvorschläge. Ich freue mich, wenn meine Ideen die Autor*innen und Illustrator*innen inspirieren und wir das Werk im kreativen Prozess gemeinsam weiterentwickeln können.
Das sind manchmal Kleinigkeiten – beim Glücksschwein hatten wir zum Beispiel Diskussionen zur Frisur des Schornsteinfegers 😊 -, doch ich glaube fest daran, dass Leser*innen spüren, ob ein Titel gut durchdacht und mit viel Liebe zum Detail entwickelt wurde.
Gleichzeitig respektiere ich aber auch immer die künstlerische Freiheit. Niemand soll sich für ein CalmeMara-Buch verbiegen müssen.
Eine Sache, die ich abgesehen von einer angenehmen und ergebnisorientierten Kommunikation sehr schätze, ist Strukturiertheit und Zuverlässigkeit. Das klingt vielleicht ein wenig bieder, aber im oft sehr stressigen und eng getakteten Startup-Alltag können nicht eingehaltene Fristen manchmal einen kleinen Weltuntergang bedeuten. Wie auch im restlichen Team – und unsere Urheber*innen verstehe ich immer als erweitertes CalmeMara-Team –, finde ich es wichtig, dass man sich aufeinander verlassen kann.
Dann haben alle Spaß an der Arbeit und das merkt man den Büchern am Ende ganz sicher an. Werft doch mal einen Blick ins Glücksschwein. Da ist der Spaß, den Dorothee Eva Herrmann und ich im Entstehungsprozess hatten, hoffentlich auch auf jeder Seite zu spüren.
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