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Nora

SelfPublishing oder Verlag? Welche Fragen du dir stellen solltest!

Aktualisiert: 13. Feb.


Wenn du dich mit dem Thema Self-Publishing (Selbstverlag) beschäftigst, dann stehen die Chancen gut, dass du bereits ein Buch geschrieben hast, oder es gerade in Entstehung ist.


Wow – gratuliere!

Dann hast du bereits einen riesigen Schritt getan, nämlich mit deinem Projekt zu beginnen. Und außerdem ist es ist ja bekanntlich nie zu früh, mit der Planung für den Vertrieb eines Buches zu beginnen.

Übrigens, auch zu diesem Blog-Beitrag gibt es wieder eine Podcast-Folge!



Self-Publishing vs. traditioneller Verlag

Laut des Self-Publishing-Dienstleisters tredition werden weniger als 1% der eingereichten Manuskripte von Verlagen veröffentlicht. Ich hab mich daraufhin gefragt: Was passiert also mit den verbleibenden 99%?

Was für ein riesiges Potenzial, wenn man bedenkt, dass Verlage jährlich 71.000 Neuerscheinungen alleine in Deutschland publizieren! Denn dann sind min. 100x so viele Manuskripte im Umlauf, also über 7 Mio.!

Gleichzeitig nähert sich die Anzahl der im Self-Publishing erschienen Titel jener der traditionellen Verlage. Umgerechnet wären das dann ebenfalls rund 1% Anteil an der Gesamtzahl der Manuskripte.


Ich selbst habe nie darüber nachgedacht, mein Manuskript bei einem Verlag einzureichen, denn mich hat von Anfang an das Gesamtprojekt „Buch“ gereizt.

Solltest du dich aber mit der Frage auseinandersetzen, auf welchem Wege du dein (nächstes) Buch veröffentlichst, dann stelle dir zuerst die folgenden Fragen:

1. Bist du bereit, den Weg konsequent weiterzugehen?

Du hast eine Idee, an die du glaubst, vielleicht hast du sogar schon ein komplettes Buch geschrieben, und dann willst du einfach so aufgeben, weil es in kein Verlagsprogramm gepasst hat oder weil du Angst vor der Herausforderung hast? Wenn du denkst, dass dein Buch gut genug ist, dass eine fremde Firma darin investieren sollte, warum bist du denn selbst nicht dazu bereit?

Dafür kann es im Wesentlichen drei Gründe geben:

· kein Geld

· keine Zeit

· Ängste oder mentale Barrieren


Aber lass dir sagen, dass es zu alle diese Gründen Lösungen gibt. Und ja, das erste Buch ist das härteste – mit jedem weiteren wird es ein Stück leichter!


2. Bist du professionell genug?

Als Self-Publisher musst du die eine oder andere Manager-Qualität mitbringen. Das bedeutet, dass du nicht nur die bestmögliche Version deines Buches schreibst, sondern diesen Qualitätsanspruch in allen relevanten Bereichen des Verlegens mitbringen solltest: bei der Grafik, beim Druck, beim Marketing... Gleich vorweg, es geht nicht um Perfektion!

Denn die ist, wie wir alle wissen, ein Kreativitäts- und Umsetzungskiller. Nein, es geht um dein Mindset (Geisteshaltung): Du musst den Anspruch, den du gegenüber den Inhalten deines Buches hast, auch in den anderen Leistungsbereichen anwenden.


Oder anders gesagt: Ist es das Buch wert, dass es verlegt wird, dann solltest du nicht ausgerechnet bei der Umsetzung und Vermarktung schlampig sein. Wenn du dir das absolut nicht zutraust, dann solltest du auf Verlagssuche gehen.


3. Willst du die volle Kontrolle über dein Buch?

Das war für mich persönlich der wichtigste Grund, mein Buch selbst umzusetzen. Ich hatte damals noch nicht den Hauch einer Ahnung, welche Tätigkeiten ein Verlag ausführt, ich wusste nur, dass ich mein Buch so umsetzen wollte, wie ich es mir vorstellte. Ich wollte von niemandem abhängig sein, ich wollte nicht, dass jemand anderer über die Illustrationen entschied. Ich wollte sehen, wie es ankommt, wenn ich alle Entscheidungen selbst treffe. Und mich reizte die Herausforderung!


Je wichtiger es dir ist, bei Titel, Illustration und auch Inhalt die Kontrolle zu haben, desto eher eignet sich Self-Publishing für dich.


4. Welche Rolle spielt die Zeit?

Ein spannender Aspekt ist der Faktor Zeit, denn er kann in beide Richtungen eine Rolle spielen: Wenn du als Self-Publisher agierst, kannst du auf der einen Seite viel schneller publizieren, oder dir eben auf der anderen Seite – ganz nach deinem Rhythmus – entsprechend Zeit lassen, ohne dass jemand auf dich Druck ausübt.


Gerade bei Trend-Themen kann es ein Riesenvorteil sein, selbst zu verlegen, denn Verlage haben einen viel längeren Zyklus von 1,5-2 Jahren.


5. Hast du bereits Kunden oder Fans?

Ein Löwenanteil der Verlagstätigkeit ist die Vermarktung deines Buches. Wenn du aber bereits in einem bestimmten Bereich bekannt bist bzw. schon eine Community aufgebaut hast – Kunden, Fans, Follower, Mail-Verteiler .... –, dann hast du selbst den besten Zugriff auf potenzielle Buchkäufer. Selbst wenn du in einer Nische agierst, die einem Publikumsverlag vielleicht nicht attraktiv erscheint, kann es für dich als Self-Publisher lukrativ sein.


Beispiel: Du bist Ernährungsberaterin, spezialisiert auf die Ernährung in den ersten Lebensjahren. Wenn du ein entsprechendes Kochbuch herausbringst, kannst du es all deinen Kunden empfehlen. Vielleicht hast du ja auch sogar schon einige Follower auf deinen Social Media-Kanälen, dann kannst du das Buch auch dort promoten. Und hast du das erste Kochbuch erst einmal gemacht, dann sind das zweite und dritte umso leichter!


6. Bist du bereit zu investieren bzw. ist es dir überhaupt möglich?

Die Gestaltung und Vermarktung eines Buches kostet Geld – und das musst du in die Hand nehmen, bevor du das erste Buch verkaufen konntest. Hier geht es im Wesentlichen um Lektorat, Grafik, ev. Druck, ev. Lagerung und Marketing. Die Summe, die du investierst, entspricht deinem verlegerischen Risiko.


Bei Kinderbüchern solltest du mit Herstellungskosten von € 2.000,- aufwärts rechnen – je nach Illustrations- und Druckaufwand –, allein für das Buch. Mein erstes Buch, SISI, hat über € 7.000,- gekostet, allerdings habe ich da auch viele Anfänger-Fehler gemacht. KLIMT war noch teurer, aber hier hatte ich das Glück, mit einem preisgekrönten Illustrator, Peter Diamond, zusammenzuarbeiten, und das war es mir wert! Das hatte aber auch zur Folge, dass ich das Budget für MARIA THERESIA deutlich zurückgeschraubt habe – sie musste mit weniger als der Hälfte auskommen und hatte daher auch keine farbigen Illustrationen.


Es sei aber gesagt, dass ich meine Bücher immer im Voraus drucken lasse, also kein POD (Print On Demand) nutze. Und ich habe meistens ausreichend Vorbestellungen im Vorfeld, die bereits einen guten Teil der Kosten wieder abdecken.


Wenn du – aus welchem Grund auch immer – dieses Risiko nicht tragen kannst oder willst, so musst du dich auf die Suche nach jemandem machen, der es tut – das wird vermutlich ein Verlag sein, aber auch ein Sponsor oder eine Crowdfunding-Kampagne könnte die Lösung sein.


7. Unterstützt dich dein Umfeld?

Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist dein näheres Umfeld. Wie stehen deine Familie und engen Freunde zu deinem Vorhaben? Je mehr sie deine Idee mittragen, desto leichter wird der Schritt in den Selbstverlag.


Zum einen können sie dich emotional unterstützen, zum anderen sind sie vielleicht sogar bereit, anfangs etwas mitzuhelfen oder die Werbetrommel für dich zu rühren. Ist dein Umfeld jedoch sehr konservativ geprägt und findet, dass nur ein traditionell veröffentlichtes Buch tatsächlich etwas wert ist, so wird der Weg als Self-Publisher sicherlich um einiges steiniger, wenn auch nicht unmöglich.


8. Was ist das Schlimmste, das passieren kann?

Meine absolute Lieblingsfrage, auch wenn es hier weniger darum geht, welchen Veröffentlichungsweg du einschlägst, sondern vielmehr, dass du überhaupt einen Weg einschlägst!

Das ist nämlich die Einzige, die ich mir tatsächlich bewusst selbst gestellt hatte: Was ist der Worst Case (der schlimmste Fall)? Und ganz ehrlich, ich wusste, dass ich es später mehr bereut hätte, es nicht probiert zu haben, als es getan zu haben und zu scheitern.


Denn der maximale Verlust, den du trägst, sind Geld und Zeit. Die Zeit ist jedenfalls gut investiert, da man auch wahnsinnig viel dazulernt und an der Erfahrung wächst – egal, ob sich dein Selbstverlag entwickelt oder nicht.

Natürlich, nur weil man eine Idee hat und sein Bestes gibt, heißt das nicht, dass es gelingt.


Aber um seinen Traum zu leben, muss man Risiken eingehen und definitiv muss man sich aus seiner Komfort-Zone bewegen ;-)



Fazit:

Klar, ob man als Self-Publisher etwas taugt oder nicht, ist auch eine Typ-Frage, aber es spielen ebenfalls einige externe Faktoren eine Rolle: Zeit, Geld, dein Umfeld oder die Tatsache, ob du bereits auf potenzielle Käufer zugreifen kannst. In jedem Fall wird es sich aber lohnen, wenn du dir die acht genannten Fragen spätestens bei Fertigstellung deines Manuskriptes stellst.

Denn das Wissen um die Antworten wird dich stärken:

Es lässt dich z.B. an einer Verlagsabsage weniger verzweifeln oder eben hartnäckiger um einen Vertrag kämpfen, falls du für dich entschieden hast, dass dies der bessere Weg für dich ist. Womöglich erkennst du aber auch, dass Self-Publishing genau dein Ding ist, und du direkt jetzt diesen Weg einschlagen möchtest.

In jedem Fall gewinnst du Klarheit. Und denk immer an die geschätzten 98% aller Manuskripte, die nicht veröffentlicht werden!




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