LektoRatSchlag Teil 1:
Du hast die Wahl
Als AutorIn benötigst du ein Lektorat für dein Buch. Diese Tatsache setze ich an dieser Stelle einfach voraus und verweise fröhlich auf Noras Beitrag „Ja, nein, vielleicht? 3 Gründe für ein Lektorat“.
VerlagsautorInnen bekommen in der Regel einen Lektor beziehungsweise eine Lektorin zugewiesen, die im oder für den betreffenden Verlag arbeitet. Meist haben VerlagsautorInnen kein oder nur wenig Mitspracherecht bei der Auswahl und müssen hoffen, dass die Chemie zwischen AutorIn und VerlagslektorIn stimmt. (Kleiner Spoiler: In den meisten Fällen läuft die Zusammenarbeit wunderbar.)
Beim Selfpublishing sieht die Sache anders aus. Hier hast du die Wahl. Hier darfst du entscheiden, wer dein Manuskript lektorieret, wer dein Buchprojekt im Lektorat betreut. Auch als freie Autorin, die auf der Suche nach einem Verlagsvertrag ist, solltest du dein Manuskript – und Exposé – lektorieren lassen, bevor du es an einen Verlag schickst.
Aber wie findest du die passende Person?
Wie findest du einen Lektor, eine Lektorin, bei der du dich mit deinem Buchprojekt bestens aufgehoben fühlst, der du vertrauen kannst und – vor allem – der du dein „Buch-Baby“ anvertrauen kannst?
Da ich selbst seit mehreren Jahren Bücher sowohl lektoriere als auch schreibe, kenne ich beide Seiten: die der Autorin und die der Lektorin. Aus meinem kleinen Erfahrungsschatz habe ich ein paar Tipps für die Zusammenarbeit mit dem Lektorat zusammengestellt. Starten wir heute also mit der Suche nach der „richtigen“ Lektorin, dem „richtigen“ Lektor.
Wo suchen?
Mein Tipp: Wende dich zuallererst an dir bekannte AutorInnen, die im gleichen Genre zu Hause sind wie du, und frage sie nach ihren Erfahrungen mit dem Lektorat. Wenn sie dir ihre eigene Lektorin weiterempfehlen können, hast du schon mal die erste Anlaufstelle.
Hilfreich ist auch, bei Instagram nach Textprofis zu stöbern. Gib einfach „Lektorat“, „Lektor“ oder „Lektorin“ in die Suchmaske ein, dann werden dir etliche Lektorat-Accounts angezeigt. Eine Ansicht der Feeds verschafft dir oft einen tollen Einblick in die Arbeit – sowie in die Persönlichkeit – der LektorInnen.
Weitere Anlaufstellen sind die Plattformen
Auf lektoren.de findest du das Lektoratsverzeichnis des Verbands der Freien Lektorinnen und Lektoren (VFLL). Dort sind die Profile, Kontaktdaten und Webseiten von über 800 qualifizierten Textprofis aufgelistet. Hier kannst du unter anderem nach Genre filtern und dir gezielt passende Profile im Kinder-und-Jugendbuch-Bereich anzeigen lassen.
Wichtig ist, dass du die Webseite oder den Instagram-Auftritt deiner Wunsch-Lektorin, deines Wunsch-Lektors genau unter die Lupe nimmst. So bekommst du einen guten Eindruck von der Persönlichkeit und Expertise, von möglichen Referenzen und den Honorarvorstellungen. Außerdem erkennst du dabei meist auf den ersten Blick, ob dir der Textprofi sympathisch ist und ob du dir eine Zusammenarbeit überhaupt vorstellen kannst.
Demnächst wird übrigens die Dienstleister-Liste der Kinderbuchmanufaktur zur Verfügung stehen. Und falls du bis dahin noch keine passende Person fürs Lektorat gefunden hast, wirst du dort mit Sicherheit fündig. 😊 Denn sympathisch und kompetent sind wir Kinderbuch-Konfetti-Menschen auf jeden Fall. 😊
Worauf du bei der Wahl achten solltest
Zunächst einmal: Auf keinen Fall solltest du nur das Honorar oder den Preis vor Augen haben. Ein Lektorat hat seinen Preis, das steht fest. Wie hoch der ausfällt, kommt auf verschiedene Faktoren an:
auf den Umfang und das Genre deines Buchprojekts,
auf die gewünschten Leistungen und letztendlich
auf die Honorarvorstellungen des einzelnen Textprofis.
Beim Lektorat eines Bilderbuches wird beispielsweise oft auf Stundenlohnbasis abgerechnet, bei einem umfangreicheren Kinder- oder Jugendbuch wird ein bestimmter Betrag (etwa vier bis sieben Euro) pro Normseite (1.500 Zeichen) veranschlagt. Weitere Informationen zur „Preis-Politik“ von Lektoraten erhältst du in einem späteren Beitrag. Für heute soll erstmal nur gelten: Mach deine Entscheidung für eine passende Lektorin möglichst nicht vom Geld abhängig.
Stell (dir) stattdessen die folgenden Fragen:
Hat der gewünschte Textprofi Erfahrungen mit „meinem“ Genre?
Kann ich mir vorstellen, ihm oder ihr zu vertrauen?
Bin ich innerlich bereit, dieser Person mein Manuskript anzuvertrauen? Und das mit einem möglichst guten Gefühl?
Bietet der Lektor, die Lektorin weitere Dienstleistungen an – wie das Korrektorat der Druckfahne, das Erstellen des Rückseitentextes, eine Liste mit Titelvorschlägen, das Lektorat deines Exposés?
Ist der Textprofi bereit, ein Probelektorat durchzuführen – damit ich einen tieferen Einblick in seine Arbeitsweise bekomme?
Nach einem Probelektorat: Wie ist der „Ton“ – das heißt, wie formuliert die Lektorin, der Lektor Kritik und spart er, sie nicht mit Lob?
Nach dem Probelektorat folgt meist auch ein Angebot: Stimmt der preisliche Rahmen und ist das Angebot angemessen? (Auch wenn der Preis nicht ausschlaggebend ist, völlig vernachlässigen solltest du ihn nicht. 😉)
Bietet der Textprofi ein Kennenlern-Gespräch an – per Telefon oder als Online-Meeting? (Das ist meines Erachtens nicht unbedingt notwendig, kann jedoch hilfreich sein, wenn du dich mit der finalen Entscheidung schwertust.)
Hat mein Wunsch-Lektor, meine Wunsch-Lektorin momentan ein freies Zeitfenster für mich und mein Buchprojekt?
Zur letzten Frage ein wichtiger Tipp: Beginne früh genug mit der Suche nach einem Textprofi! Viele LektorInnen sind nämlich schon über Monate hinweg ausgebucht. Daher kümmerst du dich am besten um eine passende Person fürs Lektorat, bevor du den Schreibprozess abgeschlossen hast.
Dies hat neben der größeren Auswahl der verfügbaren Textprofis den Vorteil, dass dein Lektor, deine Lektorin dich noch während des Schreibens beziehungsweise deiner Arbeit am Buchprojekt unterstützen kann. Als Verlagsautorin weiß ich beispielsweise schon vor dem eigentlichen Schreibprozess, wer mich und mein Buchschätzchen betreuen wird. Und das finde ich immer enorm hilfreich, weil ich meine liebe Lektorin dann ganz früh mit Fragen löchern und mir somit Unterstützung holen kann.
Listen to your Bauchgefühl
Die Zusammenarbeit mit dem Lektorat ist für viele AutorInnen ein Schritt, den sie bewusst gehen müssen. Der sich nicht von selbst tut. Und zu dem sie sich vielleicht überwinden müssen. Denn:
Das eigene Buch-Baby lektorieren zu lassen, hat viel mit Vertrauen zu tun, mit Loslassen und mit Verletzlichkeit.
Von daher lautet mein letzter Tipp für die endgültige Entscheidung bei der LektorInnen-Suche: Listen to your Bauchgefühl! Vertraue auf dein Herz und deinen Verstand, höre auf dein Bauchgefühl – und dann triff deine Entscheidung.
Genauso gut hat das Lektorieren-Lassen aber auch etwas zu tun mit Bereicherung, Lernen und Horizonterweiterung. Letztendlich gewinnt ihr – du und dein Buch – nämlich durchs Lektorat: spannende Erfahrungen, viele (Schreib-)Lerneffekte, eine (noch!) bessere Textqualität und (sicherlich 😊) zahlreiche Leserinnen und Leser.
Letzteres wünsche ich dir von Herzen. Und: dass du deinen Herzens-Lektor, deine Herzens-Lektorin für dein Buch findest – das wünsche ich dir natürlich auch.
Wir bedanken uns von HERZEN bei Christina für diesen ersten Teil LektoRatSchlag und über all die Tipps und Hinweise, die sie mit uns geteilt hat!
Du möchtest noch mehr von Christina lesen? Ihre Homepage baut sie momentan unter https://christina-herr.com/ auf und außerdem findest du ihren Instagram Account hier: https://www.instagram.com/chris.tina.herr/ und kannst dich auf Spurensuche mit den Strandspürnasen machen, wenn du https://www.instagram.com/die_strandspuernasen/ besuchst. Lass uns und Christina doch wissen, was du für dich mitgenommen hast!
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